Chinesisches Tagebuch

Luft anhalten!

Drei Monate lang lebt "Ärzte Zeitungs"-Redakteurin Jana Kötter in Peking. Diesmal schildert sie, wie einem der Smog den Atem raubt.

Von Jana Kötter Veröffentlicht:
Smog in Peking: An manchen Tagen geht nichts ohne Mundschutz.

Smog in Peking: An manchen Tagen geht nichts ohne Mundschutz.

© Jhphoto / dpa

PEKING. In dieser Woche habe ich zum ersten Mal Bekanntschaft mit dem Smog gemacht. Nach meinen ersten durchgängig klaren, von blauem Himmel und Sonnenschein geprägten Tagen hat er sich wie eine Glocke über die Stadt gelegt und das Atmen erschwert.

 Gefühlt kam plötzlich nur noch ein Bruchteil der Luft in den Lungen an, und die Sicht war von einem grauen Schleier verhangen.

Auch wenn ich in Deutschland viel über die Luftverschmutzung in China gelesen habe, so kann man sich doch nur schwer vorstellen, wie es auf einmal ist, wenn die Luft - das alltäglichste, notwendigste Medium schlechthin - auf einmal zum Mittelpunkt der Gedanken wird.

Schon nach dem Aufstehen prüfen meine deutschen Kollegen und ich per Internetradar an vielen Tagen die Luftqualität; die Überlegung, einen Mundschutz zu tragen, ist omnipräsent (auch wenn ich es bisher noch nicht getan habe).

Die Laufschuhe habe ich bisher noch nicht ausgepackt - weil doch zu oft von Sport an der "frischen Luft" abgeraten wird.

"Paris ringt um Luft"

Für viele Chinesen aber ist der Smog kein Thema, sie "haben sich daran gewöhnt". Auch wenn sich der Körper natürlich nie an die Belastung, die die Verschmutzung mit sich bringt, gewöhnen kann.

In Europa gehen wir daher sehr sensibel mit der Feinstaubbelastung um. "Paris ringt um Luft" titelten vergangenen Monat einige Medien. Die französische Hauptstadt kämpfte da kurze Zeit gegen den Smog: Vorübergehend durften sogar nur Autos mit ungeradem Nummernschild nach Paris.

Das traurigerweise Kuriose: Während Paris bei Feinstaubkonzentrationen von maximal 180 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft röchelte, gelten diese Werte - obwohl die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) dabei bereits bei Weitem überschritten ist - hierzulande als normal.

Und das, obwohl lediglich eine Zahl zwischen null und 50 eine exzellente Luftqualität anzeigt, spätestens bei 300 wird es laut WHO gefährlich für die menschliche Gesundheit. Bereits bei niedrigeren Werten können Gefahren für Asthmatiker, alter Menschen oder Kinder bestehen.

In Peking haben wir in den vergangenen Tagen einen Höchstwert von 648 gemessen - und damit sind alleine die sogenannten PM 2,5-Teilchen gemeint. Diese als Feinstaub bezeichnete Staubfraktion enthält 50 Prozent der Teilchen mit einem Durchmesser von 2,5 mm, einen höheren Anteil kleinerer Teilchen und einen niedrigeren Anteil größerer Teilchen.

PM 2,5 ist eine Teilmenge von den sogenannten PM 10 - bezieht man diese mit ein, lagen wir nach einem Sandsturm, der am Mittwochabend zusätzlich zur ohnehin schon hohen Luftverschmutzung noch allerhand Sand aus der Inneren Mongolei durch Pekings Straßen gepeitscht hat, sogar bei 895. Dunkelrote Werte!

Regen und Wind

Hoffnung bringen dabei Regen und Wind - zwei Wettermeldungen, die ich sonst nur ungern höre. Doch während ersteres hier relativ selten zu einer Reinigung der Luft führt, ist es relativ häufig der Wind, der den Smog vertreibt.

Dann haben wir sogar wieder richtig schöne, von Sonnenschein geprägte Frühlingstage - wie nach meiner Ankunft. Zeit zum Aufatmen!

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