Nach Unwetter

7000 Helfer im Einsatz

Bei schweren Unwettern im Südwesten Deutschlands sind mindestens vier Menschen ums Leben gekommen. Allein in Baden-Württemberg waren am Montag 7000 Helfer im Einsatz. Ein Feuerwehrmann starb, als er einen Verunglückten retten wollte.

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STUTTGART. Nach dem schweren Unwetter in Baden-Württemberg und Bayern sind mehrere tausend Mitarbeiter von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk, Rotem Kreuz, DLRG und Polizei im Dauereinsatz. Allein in Baden-Württemberg wurden nach dpa-Angaben rund 7000 Helfer zu mehr als 2200 Einsätzen gerufen. Wegen der teils dramatischen Lage im Land hatte das Lagezentrum in Stuttgart einen Krisenstab gebildet.

Die Behörden in Baden-Württemberg verzeichneten Hunderte Notrufe. Allein das Führungs- und Lagezentrum des Polizeipräsidiums Ulm meldete, dass es am Sonntag zwischen 16.15 Uhr und 21 Uhr 490 Notrufe gegeben habe. "Hunderte Bürger sind auf den Polizeinotruf 110 ausgewichen, weil unter dem Notruf 112 kein Durchkommen gewesen ist", sagte Polizeiführer Hagen Guderlei.

Das THW teilte am Montag mit, mit mehreren hundert Helfern in ganz Bayern, Baden-Württemberg und Hessen im Einsatz zu sein. In einigen Gegenden versuche man, nach den schweren Unwettern Dammbrüche zu verhindern.

Vier Menschen sterben

Bei dem Unwetter war am Sonntag ein Feuerwehrmann in Schwäbisch Gmünd bei dem Versuch ums Leben gekommen, einen anderen Menschen zu retten. Laut Polizeiangaben war ein 21 Jahre alter Mann aus Schwäbisch Gmünd am Sonntagabend in einer Bahnunterführung von Wassermassen umgeworfen und in einen Schacht gesogen worden. Beim Versuch, dem Verunglückten zu helfen und ihn aus dem Schacht zu befreien, sei der 38 Jahre alter Feuerwehrmann ebenfalls in den Schacht gesogen worden.

Eine Bergung der beiden Opfer war erst nach Stunden möglich, da der Schacht mit Schlamm bedeckt und die Suche damit unmöglich war. Am Montagnachmittag teilte die Polizei schließlich mit, die Leichen der beiden Männer aus dem Schacht geborgen zu haben.

In Weißbach im Hohenlohekreis ertrank ein 60 Jahre alter Mann in einer überschwemmten Tiefgarage. Der Mann sei von einer Wasserflut überrascht worden und habe es nicht mehr rechtzeitig ins Freie geschafft, teilte die Polizei in Heilbronn mit.

Ein 13-jähriges Mädchen kam in Schorndorf ums Leben, als sie unter einer Bahnbrücke Schutz vor dem Unwetter suchte. Das Mädchen geriet dabei offenbar zu nah an die Gleise und wurde von einem vorbeifahrenden Zug erfasst. Gemeinsam mit einem Zwölfjährigen war die 13-Jährige wohl auf dem Heimweg. Dem Jungen passierte den Angaben zufolge nichts, er musste aber von einem Psychologen betreut werden.

"Ich bedauere die tragischen Todesfälle in Schwäbisch Gmünd, Schorndorf und Weißbach zutiefst und spreche den Angehörigen der Opfer unser tiefes Mitgefühl aus", wird Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) auf der Webseite des Ministeriums zitiert. Neben den Todesfällen wurden nach Behördenangaben mehrere Menschen verletzt.

Gewitter zogen nur langsam weiter

Viele Keller liefen voll, in einigen Gebieten habe es bis zum Morgen mehr als 100 Liter pro Quadratmeter geregnet, teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach mit. In manchen Gegenden habe das Wasser bis zu 1,70 Meter hochgestanden. Das langsame Weiterziehen der Gewitter war laut Deutschem Wetterdienst (DWD) hauptverantwortlich für die extremen Überschwemmungen am Sonntagabend in Süddeutschland.

"Das Ungewöhnliche war, dass wir in einer relativ druckschwachen Situation waren", sagte Diplom-Meteorologe Martin Jonas vom DWD der dpa. Die Gewitter seien deshalb nur sehr langsam weitergezogen. "Dementsprechend lagen die intensiven Niederschläge relativ lange über den gleichen Gebieten." In Süddeutschland hätten sich einzelne Gewitter zu großen Clustern zusammengeschlossen.

Für den Süden ist die Unwettergefahr mittlerweile vorbei, teilte der DWD mit. Die Gewitter hätten sich nach Westen und Norden verlagert. Sie seien mittlerweile aber abgeschwächt. (dpa/bae)

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