Bayern

Hochwasser hat Folgen für Gesundheit

Die Überflutungen im Landkreis Rottal-Inn haben Folgen für die Gesundheit der Bürger - kurzfristig, möglicherweise auch langfristig.

Von Christina Bauer Veröffentlicht:

Knapp zwei Wochen sind die massiven Sturzregen und Überschwemmungen im Landkreis Rottal-Inn her, die als Jahrtausendflut eingestuft wurden. Sie stellten die Bürger vor große Herausforderungen, die Rettungskräfte ebenfalls.

"Etwa 480 Personen wurden gerettet", berichtet Johann Haider, Rettungsdienstleiter des BRK Kreisverbandes Rottal-Inn, "davon etwa 140 aus akuter Lebensgefahr." Hubschrauber holten Menschen von Haus- und LKW-Dächern, Boote steuerten komplett überflutete Gebäude an.

Zufrieden mit Kooperation der Helfer

Haider zeigt sich zufrieden mit der Kooperation der verschiedenen Stellen, von BRK, Maltesern, THW, Wasserwacht, Feuerwehr, Polizei, und vielen Freiwilligen. Verletzte wurden in die umliegenden Krankenhäuser gebracht. Einige Ärzte am Ort boten zusätzlich schnelle Hilfe an.

Als das Wasser am Abend des Fluttages abebbte, fehlte es vielerorts am Nötigsten. Durch das knapp 10.000 Einwohner zählende Simbach zieht sich laut BRK seitdem eine Zerstörungsschneise von etwa 2,5 mal 0,5 Kilometer. Etwa 500 Häuser im Landkreis gelten als vom Abriss bedroht.

Seelische und körperliche Wunden

Das BRK richtete fünf Unfall- und Verpflegungsstellen in Simbach ein. Dort wurden zu Spitzenzeiten bis zu 1400 warme Mahlzeiten an Bürger ausgegeben. Derzeit sind es noch einige hundert am Tag. Zudem werden täglich etwa 25 Menschen an den Unfallstellen medizinisch versorgt.

Meist geht es um kleinere Verletzungen, beim Aufräumen eingetretene Nägel, Rückenschmerzen oder offene Füße wegen der Dauernässe in den Schuhen. Zudem werden die Menschen bei Bedarf seelisch betreut, von Helfern der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV). Von ihnen waren in den ersten Tagen nach der Flut bis zu 50 unterwegs, gingen initiativ von Haus zu Haus und boten den Menschen ihre Hilfe an. Derzeit sind noch etwa 30 im Einsatz.

Solche seelische Hilfen werden nicht nur kurzfristig bedeutsam sein, so Robert Kubitschek, Pressesprecher des Landratsamtes Rottal-Inn. Er weiß von einigen der PSNV-Betreuer, dass sie schon vor drei Jahren beim Hochwasser in Deggendorf geholfen haben.

"Mit manchen der damals Betroffenen sind sie bis heute in Kontakt", berichtet er. Der Schreck über die bedrohlichen Flutausmaße, der Verlust von Hab und Gut, existenzielle Sorgen, solche Erfahrungen sind nicht immer ohne Weiteres zu verkraften.

Für manche älteren Menschen bedeutet der Verlust ihres Hauses nun den Umzug ins Altersheim. Sabrina Kainzlsperger, Versorgungsassistentin in einer Hausarztpraxis (VERAH), sind drei solche Fälle bekannt. Für die Betroffenen sei das schwierig, gerade wegen des abrupten Ereignisses.

Dringend benötigte Medikamente

Ganz praktische Herausforderungen stellen sich zudem für manche Patienten, darunter chronisch Erkrankte, an benötigte Medikamente zu gelangen. Wegen der noch immer zahlreichen Sperrungen und Umleitungen in Simbach und Umgebung nehmen sich derzeit entsprechende Fahrdienste dieser Aufgabe an. Das BRK hat zurzeit zwei zusätzliche Rettungswagen vor Ort. Sie sollen Haider zufolge noch bis etwa 19. Juni im Einsatz sein, bei Bedarf länger.

Die Überflutungen unterbrachen zeitweise die Wasserversorgung, etwa in Simbach. An den meisten Orten fließt das Wasser inzwischen wieder. Trinkwasserqualität kann aber nicht überall sicher angenommen werden, daher gilt noch immer eine Abkochanordnung der Gesundheitsbehörden.

Wasserleitungen werden weiterhin überprüft, um eventuell noch unentdeckte Schäden feststellen zu können, die das Risiko des Eintrags von Keimen oder Schadstoffen mit sich bringen. Sicherheitshalber wird für Trinkwasser, Zahnhygiene und die Zubereitung von Nahrung für Säuglinge und Immungeschwächte empfohlen, auf Wasser in Flaschen auszuweichen.

An mehreren Orten kam es wegen umgekippter Heizöltanks zu Ölverunreinigungen, die aber so schnell wie möglich abgepumpt wurden. Ölverschmutzter Schlamm wird als Sondermüll entsorgt. In den vom Flutwasser durchspülten, teilweise von bis zu eintägigem Stehwasser betroffenen Kellern und Erdgeschossen können sich in der Folge gesundheitsschädliche Schimmelpilze bilden.

In einigen Orten, etwa Anzenkirchen, wurden daher zur Vorbeugung aktive Mikroorganismen in Form einer flüssigen Lösung zur Behandlung der Mauern ausgegeben.

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