Bademoden und Dessous

Operationsnarben kaschieren – aber modisch!

Viele Frauen sind nach einer Brustamputation oder mit einer großen Operationsnarben unsicher. Designerin Karin Glück fertigt Bademoden und Dessous nach Maß, die helfen, sich wieder wohl zu fühlen.

Von Pete Smith Veröffentlicht:
Viele Kundinnen von Karin Glück sind Frauen, die trotz einer Brustamputation, Operationsnarbe oder eines Stomas gut gekleidet ins Schwimmbad oder an den Strand gehen wollen.

Viele Kundinnen von Karin Glück sind Frauen, die trotz einer Brustamputation, Operationsnarbe oder eines Stomas gut gekleidet ins Schwimmbad oder an den Strand gehen wollen.

© Pete Smith

LUDWIGSBURG. "Ich kann niemanden operieren", sagt Karin Glück, "aber ich kann das Ergebnis einer Operation kaschieren." Die Ludwigsburgerin fertigt Bademoden und Dessous nach Maß. Viele ihrer Kundinnen sind Frauen, die trotz einer Brustamputation, Operationsnarbe oder eines Stomas gut gekleidet an den Strand gehen wollen. "Wir finden für jedes Problem eine individuelle Lösung."

Karin Glücks Boutique in der Fußgängerzone Ludwigsburgs ist schon von weit hin sichtbar. Bikinis in Orange, Dessous in Pink, Badetücher in Neongelb – die Signalfarben ziehen Blicke auf sich, was auch als Botschaft an jene Kundinnen zu verstehen ist, die sich sonst eher verstecken.

"Jede Frau hat Schwächen und Stärken", sagt die Firmeninhaberin. "Das eine kann man verbergen, das andere darf man hervorheben."

Shoppen in der Kinderabteilung

"Bikinis nach Maß" ist ihr Slogan, mit dem sie in Ludwigsburg und einer Dependance in Stuttgart wirbt. "Manche Frauen sind so klein, dass sie ihre Wäsche in der Kinderabteilung kaufen müssen", erzählt Karin Glück. "Andere so übergewichtig, dass sie in kein Höschen rein passen."

Vor wenigen Monaten sei eine Frau mit ihrer 15-jährigen Tochter bei ihr gewesen, die überaus schlank gewesen sei, aber extrem große Brüste gehabt habe. "Mit 80 K findet kein Mädchen ein passendes Bikini-Oberteil."

Bevor Karin Glück im Jahr 2000 ihr Geschäft in Ludwigsburg eröffnete, leitete sie ein Fitnessstudio. "Sport und Handarbeit sind von klein auf meine Leidenschaften", sagt sie.

Als Autodidaktin habe sie sich vieles selbst beigebracht. Möglicherweise befähige sie das, auch für sehr spezielle Probleme maßgeschneiderte Lösungen zu finden. Gleich in den ersten beiden Jahren nach Eröffnung ihrer Boutique habe sie lernen müssen, auf die vielen unterschiedlichen Herausforderungen passende Antworten zu finden.

Pinke Bikinhose für Stoma-Patientin

"Einmal kam eine Frau mit künstlichem Darmausgang zu mir, davon hatte ich zuvor noch nie gehört. Im Sanitätshaus hatte man ihr eine Riesenhose verkaufen wollen, mit der sie sich aber niemals an den Strand getraut hätte. Außerdem wollte sie etwas in Neonpink – das gab's da schon gar nicht."

Also schneiderte ihr Karin Glück eine Bikinihose auf den Leib, deren asymmetrische Raffungen den Beutel verbargen und der Bademode gleichzeitig einen persönlichen Schick gaben.

Frauen, die nach einer Mastektomie ihre Brust nicht wieder aufbauen lassen wollen, helfen Cups oder Pushups – auch Rüschen tragen auf. Die Narbe nach einer Bauchoperation lässt sich durch einen Monokini verbergen, andere Narben verschwinden unter Blumen oder Accessoires.

Preise zwischen 300 und 600 Euro

Kundinnen können zwischen 1000 Stoffen, Farben und Accessoires wählen. Im Angebot sind Bikinis, Monokinis, Badeanzüge, Badetücher, Pareos, Tuniken und Dessous. Zwei bis vier Wochen dauere es, bis die hauseigene Manufaktur das neue Kleidungsstück gefertigt habe.

Das hat seinen Preis. Zwischen 300 und 600 Euro kosten beispielsweise individuell gefertigte Bikinis, Pushup-Oberteile sind ab 200 Euro zu haben.

Grundsätzlich ist die Kostenübernahme für Hilfsmittel durch die gesetzliche Krankenversicherung nur dann gewährleistet, wenn die Produkte im regelmäßig aktualisierten Hilfsmittelverzeichnis der GKV gelistet sind. Eine spezielle Rubrik für Bademoden oder Unterwäsche sucht man hier vergeblich.

Die Zuschüsse liegen zwischen 35 Euro und 80 Euro

Dennoch geben viele Krankenkassen einen Zuschuss für spezielle Büstenhalter oder Bademoden, der nach Kasse und Bundesland unterschiedlich ausfällt. Einige Kassen bewilligen ihren Patientinnen alle zwei Jahre einen Zuschuss zum Badeanzug oder beteiligen sich zweimal im Jahr an der Anschaffung eines neuen Büstenhalters. Die Zuschüsse liegen zwischen 35 Euro für den Büstenhalter und 80 Euro für einen Badeanzug.

Viele ihrer Kundinnen fühlten sich mit ihrem Problem so allein, dass sie äußerst dankbar seien, wenn sie bei ihr Hilfe fänden, sagt Karin Glück. "Das sind tolle Frauen jeden Alters, die sich modern kleiden wollen und genaue Vorstellungen davon haben, wie sie aussehen wollen. Kompromisse möchten sie dabei nicht eingehen, das müssen sie schon oft genug."

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