NSU-Terror

Polizei prüft ungeklärte Kindsmorde

Hat der mutmaßliche NSU-Terrorist Uwe Böhnhardt Kinder im Raum Jena getötet? Nach dem Fund seiner DNA bei den sterblichen Überresten der 2001 getöteten Peggy, prüfen Ermittler nun weitere Fälle.

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JENA/BAYREUTH. Nach dem Fund einer DNA-Spur Uwe Böhnhardts im Mordfall Peggy prüft eine neue Sonderkommission mögliche Verbindungen des mutmaßlichen NSU-Terroristen zu drei ungeklärten Todesfällen von Kindern im Raum Jena. Die Gruppe von 15 Kriminalisten habe am Montag die Arbeit aufgenommen, sagte Polizeisprecherin Steffi Kopp auf Anfrage.

Derweil schließt die Staatsanwaltschaft Bayreuth eine Verunreinigung der Probe weiterhin nicht aus. Die Ermittler wollen daher den Weg der Spur genau nachvollziehen.

Drei Fälle neu aufgerollt

Konkret geht es um drei bis heute ungeklärte Fälle aus den 1990er Jahren. 1993 verschwand in Jena der neunjährige Bernd. Er wurde wenige Tage später tot am Ufer der Saale entdeckt. Böhnhardt war damals schon zeitweise ins Visier der Ermittler geraten.

Auch der Mörder der zehnjährigen Ramona aus Jena-Winzerla wurde nie gefasst. Sie verschwand im Sommer 1996 spurlos, als sie von der Schule nach Hause ging. Ihre Leiche wurde im Januar 1997 in einem Wald entdeckt.

Der dritte Fall betrifft ein Mädchen aus Weimar: Stephanie war 1991 tot unter einer Brücke an der A4 rund 20 Kilometer östlich von Jena entdeckt worden. Der Täter hatte das Kind offensichtlich von der Brücke geworfen.

Die Ermittler sollen aber auch Untersuchungen zu weiteren ungeklärten Todesfällen von Kindern in Thüringen auf neue Anhaltspunkte prüfen.

DNA-Spur Böhnhardts entdeckt

Am Donnerstag hatten die Ermittler überraschend mitgeteilt, dass am Fundort der Skelettteile der 2001 verschollenen Peggy genetisches Material Böhnhardts entdeckt wurde.

Anscheinend gibt es im Fall Peggy mögliche Verbindungen zur Terrorzelle NSU. "Darüber war Peggys Mutter sehr ergriffen und bestürzt", sagte deren Rechtsanwältin Ramona Hoyer in Wettin in Sachsen-Anhalt.

"Hassbrief" aus Neonazi-Szene?

Ob es einen an Peggys Mutter adressierten "Hassbrief" aus der Neonaziszene gibt und dieser die Verbindung zum NSU sein könnte, wollte Hoyer weder dementieren noch bestätigen. Zuvor hatte die "Bild"-Zeitung darüber berichtet.

Es sei wahr, dass der damalige Lebensgefährte der Mutter Türke war und ihre Mandantin sich dem Islam zugewandt habe. Sie habe auch ein Kopftuch getragen, sagte Hoyer. Offen ließ die 43-Jährige, ob die Mutter auch konvertiert sei: "Dazu kann ich keine Angaben machen."

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