Bedrohte Arten

Kampf dem Tierschmuggel vom Amazonas

Pfeilgiftfrösche und grüne Leguane landen immer wieder illegal in Europa. Es ist ein Milliardengeschäft – das soll nun gestoppt werden.

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MANAUS. Mit deutscher Hilfe soll der Schmuggel von Leguanen, Papageien oder seltenen Fröschen aus dem Amazonasgebiet unterbunden werden. "Bei der Ausfuhr werden bedrohte Tiere und Pflanzen häufig als andere Arten deklariert", sagt der Leiter des Regionalprogramms Amazonas der deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), Horst Steigler.

Mit einem von der GIZ mit aufgebautem, einheitlichen elektronischen Genehmigungssystem soll der Schmuggel aus Amazonasstaaten deutlich erschwert werden. Bisher werden häufig Papiere und Unterschriften gefälscht, um Tiere durch den Zoll zu bekommen.

In Europa werden jedes Jahr Zehntausende illegal eingeführte Tiere und Pflanzen unter anderem an Flughäfen beschlagnahmt. Der weltweite Umsatz wird von Umweltorganisationen auf mindestens sieben Milliarden Dollar im Jahr geschätzt. Aus einem GIZ-Bericht geht hervor, dass in Online-Tierbörsen ein Brillenkaiman oder ein kleiner bis mittlerer Grüner Leguan für jeweils 300 Euro gekauft werden kann, ein Pfeilgiftfrosch aus Kolumbien ist für rund 70 Euro zu haben.

Die Umstellung auf die digitale Erfassung wird mit rund zehn Millionen Euro von der deutschen KfW-Bank unterstützt. Anträge müssen nun zentral bei den Wirtschaftsministerien oder dem Zoll in der Regel online gestellt werden, Kungeleien sollen so besser unterbunden werden. Die Fortschritte sind ganz unterschiedlich", so Steigler. "Während Kolumbien, Brasilien und seit kurzem Ecuador schon ein digitales Erlaubnisverfahren haben, sind Peru, Surinam, Guayana, Venezuela und Bolivien noch in den Vorbereitungen zur Umstellung." Die Amazonas-Staaten haben sich zudem in der Regionalorganisation ACTO zusammengeschlossen, um den Artenschutz zu verbessern.

Aber es gibt auch den legalen Handel – der aber bisher oft durch falsche Deklarierungen als Schlupfloch benutzt wird. Eine Studie schätzt, dass in den Amazonasländern zuletzt rund 130 Millionen Dollar mit legalem Handel im Jahr umgesetzt worden sind, etwa durch Aufzuchtprogramme. Krokodile sind die Nummer 1. Rund 50 Millionen Dollar würden im Jahr mit dem Verkauf von Häuten, Körperteilen, Fleisch und lebenden Exemplaren verdient. Auf Platz zwei folgte Tropenholz mit 35 Millionen, danach unter anderem Reptilien, Papageien und Orchideen. Die wichtigsten Importländer seien USA, Deutschland, die Niederlande, Italien, Singapur und Hongkong.

Das 1973 beschlossene Washingtoner Artenschutzabkommen regelt den Handel mit bedrohten Tier- und Pflanzenarten. Das Vertragswerk mit der Abkürzung Cites (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora) trat 1975 in Kraft. Zurzeit sind hier insgesamt rund 5600 Tier- und 30.000 Pflanzenarten erfasst.

Das Abkommen besteht aus unterschiedlichen Schutzkriterien. Im Anhang des Abkommens I sind derzeit fast 700 Tiere und gut 300 Pflanzenarten enthalten, die alle unmittelbar vom Aussterben bedroht sind. Der kommerzielle Handel mit diesen Arten ist strikt verboten. Im Anhang II sind die gefährdeten Tiere und Pflanzen genannt, für deren Handel Ausfuhrgenehmigungen erforderlich sind. Im Anhang III stehen Arten, die nur innerhalb bestimmter Länder unter Handelsschutz stehen.

Im Oktober hatten sich die 183 Cites-Mitgliedsstaaten bei der Welt-Artenschutzkonferenz für weitere Verschärfungen ausgesprochen. Neben der Bestätigung des Verbots des globalen Elfenbeinhandels sollen Schuppentiere besser geschützt werden und für Tropenhölzer zum Beispiel aus Südamerika strengere Handelsbestimmungen gelten. (dpa)

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