Kindersicherheitstag

Wenn Spielzeug Risiken birgt

Verschluckbare Kleinteile, ungesicherte Hochbetten, lange Bänder am Kleidchen: Für Kinder können Gefahren in Spielzeug oder Kleidung lauern. Die Sicherheit von Produkten steht dieses Jahr im Mittelpunkt des Kindersicherheitstags.

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Abgebrochene Teilchen, die Kleinkinder herunterschlucken, sind immer wieder ein Grund für eine Notaufnahme, so die Erfahrung der Kinderchirurgin Stefanie Märzhäuser.

Abgebrochene Teilchen, die Kleinkinder herunterschlucken, sind immer wieder ein Grund für eine Notaufnahme, so die Erfahrung der Kinderchirurgin Stefanie Märzhäuser.

© YsaL / iStock

KÖLN/BONN. Verschlucken, Vergiftungen, Verbrennungen – jedes Jahr verunglücken in Deutschland rund 1,7 Millionen Kinder. Viele Unfälle passierten im Haushalt – und etliche seien auf unsichere Produkte zurückzuführen, warnt die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) "Mehr Sicherheit für Kinder" in Bonn anlässlich des Kindersicherheitstags an diesem Samstag (10. Juni).

Abgebrochene Teilchen, die Kleinkinder herunterschlucken, ein Sturz aus einem ungesicherten Hochbett – immer wieder landeten junge Patienten aus solchen Gründen in der Notaufnahme, sagt BAG-Präsidentin Stefanie Märzheuser, die Kinderchirurgin an der Berliner Charité ist.

Probleme gebe es vor allem mit Produkten, die aus anderen Ländern in die EU importiert würden. Hier erfolgten nur stichpunktartige Kontrollen, kritisiert die BAG. Mehr als ein Viertel aller gefährlichen Produkte, die die nationalen Verbraucherbehörden über das europäische Schnellwarnsystem "Rapex" melden, sind demnach Spielzeuge.

2016 landete in dieser Datenbank etwa eine Kinder-Plastikpistole – sie ist nach Angaben von EU-Verbraucherschützern so laut, dass Hörschäden drohen, und wurde deshalb vom Markt genommen. Auch eine scheinbar harmlose rosa Schleife mit einem unechten Diamanten darf in der EU nicht mehr verkauft werden: Das Schmuckstück kann abfallen, so dass kleine Kinder es verschlucken könnten.

"Die gesetzlichen Rahmenbedingungen sind eigentlich ganz gut, das Problem ist aber die Umsetzung in der Praxis", sagt Ralf Diekmann, beim TÜV Rheinland zuständig für Produktsicherheit. Um alle Importe überprüfen zu können, fehle es den Behörden auch in Deutschland schlichtweg an Personal. Deshalb sehen die BAG und der TÜV neben Herstellern und Gesetzgebern auch die Eltern in der Verantwortung.

Beim Kauf von Kinderprodukten sollten einige grundlegende Merkmale beachtet werden, rät der TÜV-Experte. Dazu zählen Prüfzeichen wie das GS-Symbol. Ferner sollte ein Ansprechpartner für den Reklamationsfall in der EU sitzen. Aufschriften auf der Verpackung und die Bedienungsanleitung sollten in deutscher Sprache verfasst sein.

Auch der Geschäftsführer des Deutschen Verbandes der Spielwarenindustrie (DVSI), Ulrich Brobeil, sieht "dringenden politischen Handlungsbedarf, um den Import unsicherer und belasteter Produkte sowie von Plagiaten einzudämmen". Unsicheres Spielzeug, das teilweise illegal über das Internet nach Deutschland komme, füge der deutschen Spielwarenindustrie schon seit längerem großen Schaden zu.

Der Kindersicherheitstag am 10. Juni wurde im Jahr 2000 von der BAG ins Leben gerufen und soll durch verschiedene Veranstaltungen auf Unfallgefahren aufmerksam machen. Der diesjährige Kindersicherheitstag steht unter dem Motto "Für Kinder nur das Beste!" und stellt die Sicherheit von Produkten in den Mittelpunkt. (dpa)

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