Oskar Medizin-Preis 2018

Ausgezeichnete Forschung zur Adipositas-Chirurgie

Für seine Studien zur Therapie bei Adipositas ist der Heidelberger Chirurg Felix Nickel mit dem Oskar Medizin-Preis 2018 der Stiftung Oskar-Helene-Heim ausgezeichnet worden.

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HEIDELBERG. Die chirurgische Behandlung bei Adipositas wirkt sich nicht nur positiv auf das Gewicht, sondern auch auf Begleiterkrankungen und Lebensqualität der Betroffenen aus.

Das hat Privatdozent Dr. Felix Nickel, Master of Medical Education (MME), Chirurgische Universitätsklinik Heidelberg, durch Studien belegt. Nickel ist dafür nun mit dem Oskar Medizin-Preis 2018 ausgezeichnet worden.

Der Preis, den die Stiftung Oskar-Helene-Heim jährlich auslobt, ist mit 50.000 Euro dotiert. Das Preisgeld soll in weitere Studien zur Adipositas- und minimalinvasiven Chirurgie fließen, um die positiven Effekte der Behandlung besser zu verstehen und die Therapiekonzepte weiterzuentwickeln.

Mehrere Studien seit 2012

Mithilfe der Adipositaschirurgie lässt sich langfristig eine Übergewichtsreduktion um bis zu 70 Prozent erreichen, erinnert das Uniklinikum Heidelberg in einer Mitteilung zur Preisvergabe. Zudem könnten die Eingriffe auch einen begleitenden Diabetes mellitus beheben.

Für die Betroffenen ergeben sich aber noch weitere positive Effekte, wie Nickel durch mehrere Studien seit 2012 belegte. Dazu wurden per Fragebogen bei mehr als 200 Patienten Daten unter anderem zu Lebensqualität und psychischem Befinden vor und nach der Op erhoben.

Bei einem Großteil veränderte sich mit der Gewichtsreduktion auch das Körperbild zum Positiven, die Patienten gewannen mehr Selbstvertrauen und eine höhere Lebensqualität, wie die Uniklinik in ihrer Mitteilung berichtet.

Positiver Effekt auf Komorbiditäten

Begleiterkrankungen wie die Fettlebererkrankung, Bluthochdruck und Gelenkschmerzen hätten sich gebessert. Ob die Patienten einen Schlauchmagen oder Magenbypass erhielten, habe dabei keine Rolle gespielt.

„Dank dieser positiven Auswirkungen auf Gesundheitszustand und Wohlergehen erhöht sich auch die Lebenserwartung, wie einige Studien bereits gezeigt haben“, wird der Chirurg zitiert. „Eine Magen-Op ist daher unbedingt eine Überlegung wert, wenn andere Maßnahmen der Gewichtsreduktion trotz professioneller Begleitung keinen Erfolg bringen.“

Psychischer Leidensdruck oft unterschätzt

„Die mit Adipositas verbundenen Begleiterkrankungen, Einschränkungen des Lebens und auch der psychische Leidensdruck werden häufig stark unterschätzt“, betont Nickel in der Mitteilung. Viele Patienten litten zusätzlich unter Depressionen, da sie in Bewegung, Belastbarkeit und sozialen Kontakten stark eingeschränkt seien.

Nickel interessiert sich besonders für die Beweggründe, sich der Adipositas-Chirurgie zu unterziehen: „Viele Patienten sorgen sich nicht nur wegen des Übergewichts, sondern auch wegen der bereits bestehenden oder drohenden Begleiterkrankungen und haben Angst vor einer Verkürzung des Lebens. Es wäre daher eine Entlastung für viele Patienten, ihnen den Zugang zu einer chirurgischen Versorgung zu erleichtern.“

Unterstützung sei zudem noch auf anderer Ebene wichtig, so Nickel in der Mitteilung, etwa in Form von Aufklärungskampagnen, um der Stigmatisierung entgegen zu wirken und die Bevölkerung für die Ursachen und Folgen der Erkrankung zu sensibilisieren. Darüber hinaus fehle es derzeit noch an Präventionskampagnen. (eb)

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