Und so Seh ich es

Seit den hessischen Kammerwahlen spielt der MB die beleidigte Diva

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Das hatte keiner gedacht! Der Marburger Bund, jahrzehntelang sozusagen Platzhirsch in diesem Revier, ist im neu gewählten Präsidium der Landesärztekammer Hessen nicht mehr vertreten. Und das nicht, weil Wahlen nun mal so oder so ausgehen können, sondern letztendlich, weil man die beleidigte Diva spielte.

Klar, es war eine bittere Niederlage für den MB - und für Ulla Stüwe, die bisherige Präsidentin, die sich erneut zur Wahl gestellt hatte. Vor allem aber auch eine große persönliche Enttäuschung für sie, die sie wohl auch deshalb so sehr traf, weil sie fest auf die Stimmen ihrer Freunde vertraut hatte. Der MB verweigerte sich nach diesem Waterloo komplett.

Die Niedergelassenen in Hessen haben jetzt das Ruder in der Landesärztekammer übernommen. Manche selbst ernannten Experten kommentierten es so: "Die KV hat die Kammer übernommen." Was zweifellos leicht überzogen ist, da beide Körperschaften ja weiterhin, wie bisher, selbstständig nebeneinander existieren. Doch in der Tat sind fast sämtliche wichtigen Posten im Präsidium der Kammer mit den gleichen Personen besetzt, die auch in der KV Hessen wichtige Positionen besetzen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt...

Die Regie der Koalition von Fach- und Hausärzten hatte zunächst einmal wie am Schnürchen geklappt, das Ergebnis der Wahlen der einzelnen Mitglieder des Präsidiums entsprach haargenau dem vorbereiteten Tableau. Zuerst ein Facharzt, dann ein Hausarzt, so ging es glatt weiter bis zum Ende des Wahlgangs für den fünften Beisitzer. Die nächsten beiden Plätze im Präsidium hatte man eigentlich für den MB reserviert - allerdings hatte man diese Rechnung ohne den Wirt gemacht. Der MB zeigte sich unter keinen Umständen bereit, im Präsidium mitzuarbeiten. Alle Appelle des neuen Präsidenten Gottfried von Knoblauch zu Hatzbach halfen nicht, es half alles Bitten und Flehen nichts.

Was folgte, erinnerte ein bisschen an ein Schmierentheater. Die Koalition der Fach- und Hausärzte war von der Haltung des MB vollkommen überrascht. Zweimal wurden Wahlgänge zwecks Beratung unterbrochen, es wurde sogar kurz darüber nachgedacht, die Versammlung zu verlassen und so beschlussunfähig zu machen, um die dem MB zugedachten Plätze bis zur nächsten Delegiertenversammlung "freizuhalten". Aber das wäre zweifellos ein noch größerer Eklat gewesen - Plätze für die Opposition zu "reservieren", bis die es sich vielleicht anders überlegt!

Und so kamen, völlig unerwartet, je eine Vertreterin der Demokraten und ein Vertreter der Älteren Ärzte zu der Ehre eines Sitzes im Präsidium! Jetzt überlegen die beiden, einem Ondit zufolge, ob sie ihren Dankesbrief lediglich an die Expräsidentin, oder auch an den gesamten hessischen MB schicken sollen...

Erstmals in der Geschichte der Landesärztekammer Hessen gibt es ein Präsidium ohne den Marburger Bund - und das, obwohl seine Fraktion mit 21 Mandaten die stärkste in der 80-köpfigen Delegiertenversammlung ist. Es ist anzunehmen, dass der MB damit auch ein klassisches Eigentor geschossen hat, meint

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