Vitamin D schützt offenbar vor Krebs und MS

Vitamin D ist gut für die Knochen. Das ist bekannt. Weniger bekannt sein dürfte allerdings, wozu das Vitamin, das in Abhängigkeit von Sonnenlicht gebildet wird, darüber hinaus noch gut sein soll - nämlich als Schutz vor Krebs oder Autoimmun-Erkrankungen.

Von Marianne Dietrich Veröffentlicht:

Bereits seit mehr als 50 Jahren wird darüber berichtet, daß eine vermehrte Sonnenexposition bei den meisten Krebserkrankungen - abgesehen vom Hautkrebs - mit einer verminderten Inzidenz und Mortalität einhergeht. Mindestens zehn Prozent der Todesfälle durch die häufigsten Krebserkankungen werden einer unzureichenden UV-Lichtexposition oder mangelnden Vitamin-D-Wirkungen zugeschrieben, konstatieren Dr. H. Richard Barthel aus Königstein und Dr. Stephan Scharla aus Bad Reichenhall (DMW 128, 2003, 440).

Dabei werde die antikanzerogene Wirkung von Vitamin D wahrscheinlich über die antiproliferative und die Zelldifferenzierung fördernde Wirkung von 1,25-(OH)2-Vitamin D bewirkt - also dem aktiven Vitamin D oder Calcitriol, das aus Vitamin D2 oder D3 hervorgeht.

Was Autoimmunerkrankungen angeht, so werde etwa ein Zusammenhang zwischen Vitamin-D- Status und der Inzidenz von Multipler Sklerose sowie dem Typ-1-Diabetes bei Kindern diskutiert. So sind bei MS starke geographische und jahreszeitliche Zusammenhänge zwischen Sonnenexposition und Krankheitsaktivität zu beobachten.

Und die Inzidenz des Typ-1-Diabetes bei Kindern reduziert sich um 50 bis 80 Prozent, wenn entweder die Mütter während der Schwangerschaft oder die Kinder im ersten Lebensjahr ein Vitamin-D-Präparat einnahmen.

Allerdings: Bisher basiert die Diskussion über diese postulierten Wirkungen vor allem auf epidemiologischen Daten. Prospektive Interventionsstudien fehlen. Eine der Hauptschwierigkeiten besteht darin, daß die Häufigkeit eines Vitamin-D-Mangels oder einer unzureichenden Vitamin-D-Wirkung selbstverständlich erheblich von den als Normwerten zugrunde gelegten Plasmaspiegeln von 25-OH-Vitamin-D abhängt.

Vor kurzem habe allerdings ein Umdenken stattgefunden, was die Dosierung von Vitamin D und die mögliche Toxizität des Vitamins betrifft, berichten Barthel und Scharla. Es wurde nämlich beobachtet, daß ein tägliches 20minütiges Sonnenbad einen Anstieg des Plasmaspiegels des 25-OH-Vitamin-D bewirkt, wie er bei einer täglichen Vitamin-D-Einnahme von 10 000 bis 25 000 IE zu beobachten ist - und Hinweise auf toxische Vitamin-D-Wirkungen durch Sonnenexposition allein gibt es nicht.

Frühere Empfehlungen zur Vitamin-D-Substitution, so Barthel und Scharla, gingen noch von einer Dosis von 200 IE/d für Erwachsene zum Knochenschutz aus. Mittlerweile empfiehlt der Dachverband Osteologie in seiner Leitlinie als Basistherapie für ältere Frauen die tägliche Einnahme von 400 bis 800 IE Vitamin D.

Barthel und Scharla halten aber aufgrund der derzeit vorliegenden Daten bei mangelnder UV-Lichtexposition, etwa bei Bewohnern von Altenheimen, eine Vitamin-D3-Substitution von 3000 bis 4000 IE/d für sicher und sinnvoll. Für die postulierten immunmodulatorischen Effekte müsse allerdings noch höher dosiert werden: Hierfür seien vermutlich 4000 bis 10 000 IE/d erforderlich.

Mehr zum Thema

Schmerzintensität, Häufigkeit und Dauer untersucht

Regelmäßiges Kaffeetrinken nicht mit Migräne assoziiert

Wissenschaftliche Daten fehlen

Studie zu pflanzenbasierter Ernährung gestartet

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Vor Entscheid in der Länderkammer

Streit um Pflegepersonaleinsatz in Kliniken vor der Einigung

Lesetipps
Schwere Infektionen mit Antibiotika richtig behandeln: Behandlungsmythen, die so nicht stimmen.

© bukhta79 / stock.adobe.com

Richtig handeln bei Infektionen

Drei Mythen bei der Antibiotika-Therapie

Eine pulmonale Beteiligung bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) kann sich mit Stridor, Husten, Dyspnoe und Auswurf manifestieren. Sie zeigt in der Lungenfunktionsprüfung meist ein obstruktives Muster.

© Sebastian Kaulitzki / stock.adobe.com

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

Wenn der entzündete Darm auf die Lunge geht