Statin-Therapie - Feste Dosis oder Zielwert?

WIESBADEN (kat). Aus Interventionsstudien ist klar, daß Statine die Herzinfarktprognose verbessern. Auch Daten des Statistischen Bundesamtes aus mehr als zehn Jahren belegen eine Korrelation zwischen dem signifikanten Rückgang der Zahl der Myokardinfarkte und der Verordnung der Statine. Kontrovers diskutiert wird aber noch, wie dosiert werden soll.

Veröffentlicht:

Die zwei unterschiedlichen Strategien nennen sich neudeutsch "fire and forget" und "treat to target". Dahinter verbirgt sich im ersten Fall eine feste Dosierung.

Im anderen Fall gehe es um eine an Zielwerten orientierte Therapie, so Privatdozent Dr. Ulrich Laufs von der Universität des Saarlandes in Homburg/Saar. Als Argumente für eine feste Statin-Dosis gibt die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin diese Punkte an:

  • Die großen Lipidstudien wurden mit festen Dosierungen gemacht, die Zielwerte nicht prospektiv geprüft.
  • Bei höheren Dosierungen wird der zusätzliche Effekt immer kleiner.
  • Die Reduktion der Raten kardiovaskulärer Ereignisse ist unabhängig vom Lipidausgangswert, pleiotrope Effekte haben eine Bedeutung.
  • Ein Ziel von < 100 mg/dl ist unrealistisch.
  • Die Dosistitrierungsstrategie ist komplex und aufwendig.

Für diese Sicht spricht nach Laufs Angaben unter anderem, daß zum Beispiel in der HPS-Studie unabhängig vom Ausgangscholesterin eine gleich große relative Risikoreduktion erzielt wurde.

Als Pluspunkte für eine am Zielwert orientierte Dosierung nannte er:

  • LDL-Cholesterin ist kausal für die Pathogenese der Atherosklerose und kein Surrogatparameter.
  • Kardiovaskuläre Ereignisse lassen sich parallel zur Cholesterinsenkung kontinuierlich vermindern, wobei eine aggressive Lipidsenkung einer weniger aggressiven überlegen ist.
  • Eine feste Statindosierung ohne Zielwerte würde Patienten mit hohem Ausgangscholesterin den protektiven Effekt einer weiteren Senkung des LDL-Cholesterins vorenthalten.
  • Die Lipidtitration eröffnet die Möglichkeit einer differenzierten Kombinationstherapie.
  • Das Prinzip der individuellen Risikoreduktion würde betont.

Laufs plädierte somit für die Berücksichtigung des individuellen Risikos der Patienten statt nur der LDL-Werte.

Mehr zum Thema

Möglicher Langzeiteffekt bei älteren Frauen

Supplementation von Calcium und Vitamin D könnte Krebsmortalität senken

Unabhängig vom BMI

Frauen mit Bauchspeck häufiger infertil

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Was steckt hinter dem Alice-im-Wunderland-Syndrom, Dr. Jürgens?

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Lesetipps
Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken