Mit Obst, Gemüse, Ballaststoffen gegen Tumoren

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Man ist, was man ißt - nämlich gesund durch eine ausgewogene Ernährung reich an Obst und Gemüse, oder krank durch ein Zuviel an Fett, Alkohol und Zucker. Vor allem bei Herzkreislauf-Erkrankungen und Krebs mischt die Ernährung bei Entstehung und Verlauf kräftig mit. Wissenschaftler gehen davon aus, daß etwa ein Drittel aller Krebserkrankungen auch durch die Ernährung mitbedingt ist.

Besonders bei der Prävention von Krebserkrankungen wird auf die Ernährung große Hoffnung gesetzt. Ein Meilenstein ist hier die European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition-Studie (EPIC). Mit ihr sollen die Zusammenhänge zwischen Ernährung und Krebsrisiko aufgedeckt werden.

An dem Projekt, das die International Agency for Research on Cancer vor über zehn Jahren initiiert hat, sind nun eine halbe Million freiwillige Probanden beteiligt, die von 23 Zentren in zehn europäischen Ländern betreut werden.

Das Besondere an EPIC ist das prospektive Studiendesign: Zunächst gibt es eine Basisuntersuchung, in der Daten zu Ernährungsgewohnheiten erhoben und Blutproben entnommen werden.

Im Lauf der Nachbeobachtung ermitteln die EPIC-Forscher dann, woran die Teilnehmer - die Auswahl der Kohorte richtet sich meist nach geographischen Grenzen - inzwischen erkrankt sind. Die Basisuntersuchungen wurden 1999 abgeschlossen, die Nachbeobachtungszeit läuft - Ende offen.

Die vorläufigen Ergebnisse lassen die grundsätzliche These nicht zu, daß man sich mit der richtigen Ernährung vor Krebs schützen kann. So ergab sich aus den Daten etwa keine Verbindung zwischen dem Obst- und Gemüsekonsum und dem Risiko für ein Prostatakarzinom. Niederländische Forscher veröffentlichten vor kurzem eine Studie, nach der der Verzehr von Obst und Gemüse auch keinen Schutz vor Brustkrebs bietet. Neu sind auch die Daten einer Studie, denen zufolge der Verzehr auch keinen Schutz vor Ovarial-Ca bietet.

EPIC-Studie belegt Schutz vor Lungenkrebs

Aber es gibt einige Krebsarten, bei denen die EPIC-Forscher Erfolge melden, etwa bei Lungenkrebs: Die Auswertung der Daten von 478 021 Teilnehmern hat ergeben, daß das Risiko für Lungenkrebs in der Gruppe mit dem höchsten Obstverzehr um 40 Prozent verringert ist im Vergleich zur Gruppe mit dem geringsten Verzehr. Für Gemüse, das in diesem Zusammenhang ja meist in einem Atemzug mit Obst genannt wird, gab es keinen Zusammenhang.

Weiterhin gilt als gesichert, daß Ballaststoffe das Risiko für Darmkrebs senken. In der EPIC-Studie hatten Personen, die täglich durchschnittlich 35 Gramm Ballaststoffe zu sich nahmen, ein um 40 Prozent geringeres Risiko als Personen mit einer Ballaststoffzufuhr von durchschnittlich 15 g/Tag.

Doch die Ernährung hat nicht nur direkt einen Effekt auf die Krebsentstehung. Auch über eine Zunahme der Körperfülle durch Überernährung steigt das Risiko. Dies gilt besonders für hormonabhängige Krebsarten. So gibt es nach Angaben der Deutschen Krebsgesellschaft deutliche Hinweise für die Assoziation zwischen Fettleibigkeit und erhöhtem Risiko für postmenopausalen Brustkrebs und das Zervix-Ca. Auch beim Kolon- und klarzelligen Nierenzell-Ca scheint hier das Risiko zu steigen.

Meist sind es also Obst und Gemüse, die in den Untersuchungen schützten. Welche Bestandteile und Mechanismen protektiv wirken ist nicht ganz klar. Eine Stärkung der Abwehrzellen, die die Tumorzellen bekämpfen, scheint bedeutsam zu sein - und dies nicht nur bei der Prävention, sondern auch bei Krebs. Denn dann kann eine richtige Ernährung den Krankheitsverlauf durch Immunstimulation positiv beeinflussen.

Zudem beugt die angepaßte Ernährung einer durch Krankheit und Therapie bedingten Gewichtsabnahme vor. Auch sollten Krebspatienten sich nicht zusätzlich durch Mangel an Nähr- und Vitalstoffen belasten. Da kann dann auch der Griff zu einem Nahrungsergänzungsmittel angebracht sein, wenn die Patienten es nicht schaffen, ihren Bedarf allein durch die Nahrung zu decken. (sko)

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