Ein LDL-Wert von unter 100 mg/dl ist gut, weniger als 70 mg/dl ist besser

Menschen mit einem hohen Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse sollten einen LDL-Wert von unter 100 mg/dl haben, besser sogar noch von unter 70 mg/dl. Diese Werte werden jedoch nur selten erreicht. Beim "Tag des Cholesterins" weist die "Lipid-Liga" darauf hin, daß Menschen mit einem hohen Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall eine konsequente Lipidtherapie benötigen.

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Zumindest bis zu einem LDL-Wert von 60 mg/dl gilt: Jede Senkung des LDL-Cholesterins um 40 mg/dl vermindert das Risiko, innerhalb der nächsten fünf Jahre an einer koronaren Herzkrankheit zu sterben, um 19 Prozent - unabhängig vom LDL-Ausgangswert. Das Risiko für einen Schlaganfall sinkt um 17 Prozent, das Risiko für einen Herzinfarkt um über 20 Prozent.

Nachgewiesen wurde dies in 14 großen Statin-Studien mit insgesamt über 90 000 Patienten - sie liefern die besten Argumente für eine konsequente Lipidtherapie. Und in vier großen Interventionsstudien mit über 27 000 Koronar-Patienten wurde belegt, daß selbst der Zielwert von 100 mg/dl für solche Patienten eigentlich noch nicht genügt: Durch eine noch intensivere Lipidtherapie ließ sich in den Studien der LDL-Wert auf 60 bis 70mg/dl senken.

Das Ergebnis: Die Rate schwerer Koronar-Ereignisse innerhalb von zwei Jahren war um 16 Prozent geringer als bei Patienten mit einer konventionellen Lipidtherapie, die damit gerade einmal den Zielwert von 100 mg/dl erreicht hatten. Experten wünschen sich daher für Patienten mit einem hohen kardiovaskulären Risiko LDL-Werte von weniger als 70 mg/dl.

Der LDL-Wert liegt trotz Therapie meist über 120 mg/dl

Doch selbst ein LDL-Wert unter 100 mg/dl scheint für die meisten kardiovaskulären Hochrisiko-Patienten in Deutschland noch immer die Ausnahme zu sein. Nach Daten eines Registers mit über 15 300 Patienten, die nach einem Herzinfarkt oder aufgrund einer instabilen Angina in Reha-Kliniken behandelt wurden, hatten solche Patienten bei der Aufnahme in die Klinik im Schnitt einen LDL-Wert von 122 mg/dl - obwohl der Großteil dieser Patienten (77 Prozent) eine lipidsenkende Therapie erhielt.

In den Kliniken wurde die Lipidtherapie intensiviert - praktisch alle Patienten bekamen einen CSE-Hemmer, 39 Prozent zusätzlich den Cholesterin-Resorptionshemmer Ezetimib. Der LDL-Wert sank damit im Schnitt auf 92 mg/dl. Zwei Drittel der Patienten hatten bei der Entlassung den LDL-Zielwert von unter 100 mg/dl erreicht, bei der Aufnahme waren es gerade einmal 29 Prozent - eine konsequente Lipidtherapie lohnt sich also.

Bei der Lipidtherapie sollte jedoch auch der HDL-Wert nicht vergessen werden: Denn jede Erhöhung des HDL-Spiegels um 1 mg/dl senkt das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse um etwa drei Prozent. (mut)

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Die wichtigsten Lipid-Zielwerte auf einen Blick

  • 160 mg/dl LDL sollten auch dann nicht überschritten werden, wenn das Gesamtrisiko für ein Koronar-Ereignis sehr gering ist. Das ist bei den meisten Menschen ohne KHK, Hypertonie oder Diabetes der Fall.
  • 130 mg/dl LDL ist der Maximalwert bei einem moderaten Risiko. Dazu zählen fast alle Männer über 50 mit einem weiteren Risikofaktor wie Rauchen oder Hypertonie. Nach neuen Studiendaten wäre es jedoch noch besser, solche Personen würden einen LDL-Wert von unter 100 mg/dl erreichen.
  • Unter 100 mg/dl LDL ist ein Muß bei KHK, aber auch für Hypertoniker und Diabetiker mit mehreren weiteren Risikofaktoren. Aufgrund neuer Studiendaten wird in US-Leitlinien für solche Patienten sogar eine LDL-Senkung auf 70 mg/dl als sinnvolle Option betrachtet.
  • Über 40 mg/dl HDL (Männer) und über 50 mg/dl (Frauen) sollten es vor allem bei KHK sein. Je höher der HDL-Wert, um so besser.
  • Unter 150 mg/dl sollte der Wert für Triglyzeride liegen.
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