Straton-Technik liefert präzise Bilder vom Körperinneren

NEU-ISENBURG (dpa). Von einem sparsamen Automotor bis zu einer neuen Röntgentechnik reicht die Bandbreite der Nominierungen für den Deutschen Zukunftspreis 2005. Morgen verleiht Bundespräsident Horst Köhler die mit 250 000 Euro dotierte Auszeichnung in Berlin. Der 1997 ins Leben gerufene Preis würdigt jedes Jahr eine herausragende anwendungsorientierte Innovation.

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Einen neuen Ansatz in der Röntgentechnik verfolgen die nominierten Wissenschaftler der Siemens AG in Erlangen: Durch ihr Verfahren kann die Röntgenröhre wesentlich schneller abkühlen und so Bilder in viel höherer Frequenz und auch von größerer Präzision machen.

"So sind auch vom schlagenden Herzen in kürzester Belichtungszeit Bilder mit feinsten Details zu machen", erläutert Projektsprecher Peter Schardt. Das Verfahren, das auch dreidimensionale Ganzkörperbilder in Sekunden ermöglicht, werde mittlerweile an etwa 400 Kliniken weltweit genutzt.

Für das Verfahren ist ein Team um Peter Schardt vom Siemens-Bereich Medizintechnik in Erlangen für den Deutschen Zukunftspreis 2005 nominiert. Schardt und seine Kollegen Wolfgang Knüpfer und Karin Söldner haben ein neues Konzept für die Abbildungstechnik in Computertomographen entwickelt. Sie wird als Straton-Technik bezeichnet.

Damit ist es möglich, feinste Blutgefäße des schlagenden Herzens in bisher unerreichter Auflösung von weniger als 0,4 Millimetern abzubilden. Erkrankungen der Herzkranzgefäße können so früher und genauer erkannt werden. Andere Untersuchungen - etwa der Leber oder von Unfallpatienten - verkürzen sich erheblich.

"Früher war es so, daß Patienten langwierig untersucht werden mußten. Mit dem neuen Computertomographen ist es nun möglich, innerhalb von 20 Sekunden einen Ganzkörper-Scan von Kopf bis Fuß zu machen, um eine vollständige Diagnose zu stellen", erläutert Knüpfer.

Große Bedeutung hat das Gerät vor allem in der Herzdiagnostik. Um festzustellen, welcher Herzfehler vorliegt, reiche dank der neuen Technik eine einzige CT-Aufnahme von 12 bis 20 Sekunden Dauer aus, die den Zustand der Herzkranzgefäße und der Blutgefäße darstelle, so Knüpfer. Die Untersuchung sei daher auch für die Patienten angenehmer. Früher hätten Untersuchungen teils bis zu einer halben Minute gedauert, in denen der Patient die Luft anhalten mußte.

Um die Untersuchungszeiten im Tomographen zu verkürzen, entwickelte das Team eine direkt gekühlte Drehanode, die wesentlich kleiner gebaut werden konnte als die bisherigen Drehanoden. Wegen ihrer geringen Größe erlaubt sie weitaus schnellere Umdrehungen im Computertomographen.

Neue Technik hilft beim Benzinsparen

Mit der so genannten Piezo-Einspritztechnik für Diesel- und Benzinmotoren sind die beiden konkurrierenden Wissenschaftler-Teams der Unternehmen Robert Bosch und Siemens VDO Automotive AG gemeinsam nominiert. Erste Autos sind mit der Technik bereits unterwegs. Grundlage der neuen Steuereinheit sind mehrere hundert hauchdünne Keramikschichten, die sich bei Anlegen einer elektrischen Spannung verformen und die Einspritzdüse öffnen und schließen. Solche Piezo-Steller sind nach Angaben von Bosch-Ingenieur Friedrich Boecking schneller und viel präziser. So könne der Kraftstoffverbrauch um zwei bis drei Prozent, die Abgasmenge sogar um 20 Prozent verringert werden. (dpa)

Eine Kamera, die sieht und hört

Die akustische Kamera der Forscher von der Berliner Gesellschaft zur Förderung angewandter Informatik kann Bilder und sogar Filme von Schallquellen erstellen: Dazu fotografiert eine Digitalkamera das betreffende Objekt, während gleichzeitig Mikrofone seine Schallwellen aufnehmen. Eine Software errechnet aus den Daten eine Schalldruckkarte. Dann werden das optische und das akustische Bild übereinander gelegt, so daß die Geräusche lokalisierbar werden.

Die Schallintensität wird farbcodiert wiedergegeben. "Eine solche Kamera ist wichtig, um Lärmquellen, etwa bei der Entwicklung von Motoren, ausfindig zu machen", erläutert Ingenieur Gerd Heinz. (dpa)

Fungizid stärkt Pflanzenvitalität

Das Pilzbekämpfungsmittel F 500 wurde von Forschern der BASF AG in Ludwigshafen in jahrelanger Arbeit nach dem Vorbild der Natur entwickelt: "Ausgangspunkt war eine Substanz, Strobilurin A, mit der ein bestimmter Waldpilz andere Pilze auf Distanz hielt", sagt der Wissenschaftler Hubert Sauter von dem Unternehmen. Diese natürliche Substanz zerfiel jedoch. Die Forscher änderten deshalb die Struktur der Substanz, so daß sie stabil blieb. Werden Pflanzen damit behandelt, werden damit nicht nur mehrere Pflanzenkrankheiten bekämpft, sondern zugleich auch die Abwehrkräfte der Pflanzen gegen Streßfaktoren gestärkt. Seit 2002 ist F 500 weltweit zugelassen. (dpa)

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