Highlights 1988

Handelskrieg mit den USA?

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Washington/Bonn, im Oktober 1988. Seit fast einem Jahr beobachten der US-amerikanische Pharmaverband PMA und die US-Regierung akribisch die Reformaktivitäten im Hause Blüm: Den Nerv getroffen hat die geplante Festbetragsregelung für Arzneimittel.

Die Amerikaner, die bei Gesundheitsreformen stets sensibel sind, weil sie bei Eingriffen in den Pharmamarkt Kommunisten am Werk sehen, werten das Festbetragssystem als "Diebstahl geistigen Eigentums", weil die Hersteller patentgeschützter Präparate gezwungen sein könnten, ihre Preise zu senken oder andernfalls den Absatz zu verlieren.

Dass die Sorge nicht unberechtigt ist, zeigt sich Jahre später beim Lipidsenker Atorvastatin, der, noch unter Patentschutz stehend, nach Einbeziehung in die Festbeträge mehrere 100 Millionen Euro Umsatz verliert.

So kommt es zu einem regen Briefwechsel zwischen der amerikanischen Pharma-Lobby und dem Bundesarbeitsministerium, der teilweise über die US-Botschaft in Bonn läuft.

Der Vorwurf der Amerikaner, der von Botschafter Richard Burt auch Bundeskanzler Helmut Kohl übermittelt wird: Die Bundesrepublik bedrohe mit dem GRG den freien Welthandel.

Den Schöpfer des GRG, BMA-Ministerialdirektor Karl Jung, lässt das unbeeindruckt.

Im direkten Gespräch mit PMA-Vice President Jay Kingham, so berichtet US-Korrespondentin Karin Michels in einem Hintergrund-Bericht am 13. Oktober 1988, habe Jung wörtlich gesagt: "Dieses Gesetz ist als Schlag ins Gesicht (kick at the skin) für die pharmazeutische Industrie gedacht."

Das war zwar sehr frei übersetzt, aber: Karl Jung, der keine sehr zartfühlende Natur war, war das durchaus zuzutrauen.

Der Bericht der "Ärzte Zeitung" macht in den USA Furore und führt zu einer diplomatischen Demarche an die Bundesregierung. Wenige Tage später erreicht die "Ärzte Zeitung" die eindringliche Bitte des Bundesarbeitsministeriums um Korrektur.

Karl Jung, so heißt es, habe von einem "kick at the shin", einem "Tritt vors Schienbein" gesprochen. (HL)

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