Kandidat für den Springer Medizin CharityAward 2012: Medikamentenhilfe e.V.

Arzneispenden für Menschen in Not

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Milliardenteure Arzneimittel landen auf dem Müll, obwohl ihr Ablaufdatum noch längst nicht erreicht ist. Der Verein Medikamentenhilfe sammelt aussortierte Arzneimittel und verteilt sie an Bedürftige.

Von Pete Smith

Tanzpädagogin Sonne Leddin hat die Medikamentenhilfe 1996 ins Leben gerufen.

Tanzpädagogin Sonne Leddin hat die Medikamentenhilfe 1996 ins Leben gerufen.

© Medikamentenhilfe für Menschen in Not e.V.

AUMÜHLE. Jahr für Jahr landen milliardenteure Arzneimittel im Müll. Gleichzeitig wächst die Zahl derer, die solche Medikamente dringend benötigen.

Der Verein "Medikamentenhilfe für Menschen in Not" sammelt bei Ärzten und Apotheken aussortierte Arzneien, um sie Bedürftigen zu spenden.

Die "Medikamentenhilfe für Menschen in Not" wurde 1996 von der Tanzpädagogin Sonne Leddin aus Aumühle ins Leben gerufen.

Vorbild sind die bundesweit tätigen "Tafeln", die arme Menschen mit Lebensmitteln versorgen, welche von Supermärkten und Bäckereien aus den Regalen genommen wurden, da sie den Ansprüchen der Konsumenten nicht mehr entsprechen.

Im Gegensatz zu diesen Lebensmitteln jedoch sind jene Arzneien, die die "Medikamentenhilfe" vor der Vernichtung rettet, keinesfalls abgelaufen, sondern intakt und verwendbar.

Fachliche Beratung erhielt Sonne Leddin von Anfang an durch Ärzte und Apotheker, darunter Dr. Torsten Diedrich, Facharzt für Allgemein- und Palliativmedizin, und Mario Hartig, Chefapotheker im St. Adolphstift Reinbek.

Medikamentenhilfe e.V.

Die "Medikamentenhilfe für Menschen in Not e. V." wurde 1996 gegründet. Sie macht sich das Prinzip der "Tafeln" zu Eigen und leitet Arzneien, die in Arztpraxen oder Apotheken aussortiert wurden, an Bedürftige weiter.

In den 16 Jahren ihres Bestehens hat die "Medikamentenhilfe" eigenen Angaben zufolge Arzneimittel im Gesamtwert von 2,4 Millionen Euro vor der Vernichtung gerettet.

Projekte unterhält der Verein in Afrika, Südamerika und Osteuropa, hilft aber auch in Deutschland Menschen ohne Krankenversicherung und ohne Anspruch auf ärztliche Versorgung.

www.medikamentenhilfe-fuer-menschen-in-not.de

Seit ihrer Gründung ist die private Initiative zu einer Einrichtung angewachsen, die weltweit agiert und der mehr als 30 Helfer zuarbeiten.

Seit August 2010 ist die "Medikamentenhilfe" als gemeinnütziger Verein eingetragen, in deren Vorstand mit Sonne Leddin als Vorsitzende sowie Diedrich und Hartig als ihre Stellvertreter noch immer die Gründungsmitglieder aktiv sind.

In den 16 Jahren ihres Bestehens hat die "Medikamentenhilfe" ein bundesweites Netzwerk geknüpft, dem inzwischen 156 Arztpraxen, Apotheken sowie Arzneimittelhersteller angehören.

Zunächst werden die gesammelten Arzneien sortiert, die abgelaufenen ausgesondert und die übrig gebliebenen nach medizinischen Fachgebieten geordnet, damit die Medikamente am Zielort direkt auf die Klinik-Stationen verteilt werden können und die Patienten schnell erreichen.

Helfer verpacken die mehrfach kontrollierten Medikamentenschachteln und Arzneipackungen sowie das zusammengetragene Klinikmaterial möglichst platzsparend in doppelwandige Kartons und beschriften jene anschließend in der jeweiligen Landessprache.

Den Transport übernehmen große Hilfsorganisationen wie ORA International oder das Hammer Forum, die direkte Kontakte zu den Empfängerländern unterhalten.

Dabei ist die "Medikamentenhilfe" bemüht, die hohen Transportkosten durch Spenden mitzufinanzieren. Einer der größten Geldgeber ist hier der Lions-Club Hamburg-Sachsenwald.

Um sicherzustellen, dass die Medikamentenspende den jeweiligen Empfänger auch erreicht, geht der Verein mit Sitz in Aumühle nach einem ausgearbeiteten Leitfaden vor. Zunächst wird von Helfern die Situation vor Ort geprüft, um den Bedarf auszuloten.

Im Gespräch mit Ärzten, die in den betreffenden Krankenhäusern oder Gesundheitsstationen tätig sind, wird sodann geklärt, ob die vorhandenen Arzneien auch wirklich eingesetzt werden können.

Voraussetzung etwa ist ein deutschsprachiger Fachmann vor Ort. Schließlich werden die Transportkosten ermittelt; sollten diese den Wert der Lieferung übersteigen, macht eine solche Hilfe keinen Sinn.

Zuguterletzt trifft der Verein Vorsorge, dass die Hilfsgüter tatsächlich kostenlos an Bedürftige weitergegeben werden.

Profitierten in den ersten Jahren nach Gründung der "Medikamentenhilfe" vor allem Gesundheitseinrichtungen in Sarajewo, der Hauptstadt von Bosnien-Herzegowina, von den Arzneispenden aus Deutschland, so weitete der Verein seine Unterstützung von 1999 an auf andere Länder aus, darunter Kenia, Afghanistan, Eritrea, Litauen, Russland, Polen, Rumänien, Argentinien, die Ukraine, Philippinen und Tibet.

Seit 2006 gehören zudem mehrere Hamburger Projekte zu den Empfängern der Medikamentenspenden, beispielsweise die von der Caritas betriebene "Krankenstube für Obdachlose", die diakonische Einrichtung "Alimaus" sowie die "Malteser Migranten Medizin".

Wenn dringend benötigte Arzneien oder Klinikmaterialien nicht in aktuellen Sammlungen enthalten sind, hilft der Verein hin und wieder auch mit dem direkten Ankauf der Produkte aus.

Insgesamt hat die "Medikamentenhilfe für Menschen in Not e. V." seit 1996 rund 20 Tonnen Hilfsgüter im Gesamtwert von 2,4 Millionen Euro vor Verfall oder Vernichtung gerettet und einer sinnvollen Verwendung zugeführt.

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