Unbeschwert, treffsicher - weltmeisterlich?

Drittes Spiel, dritter Sieg und jetzt folgt die K.o.-Runde: Das Deutsche Team bei der Frauenfußball-Weltmeisterschaft bereitet sich nach dem Spiel gegen Frankreich nun auf Japan vor. Die Personaldiskussion um Birgit Prinz allerdings hält an.

Von Florian Lütticke Veröffentlicht:
Luftsprünge nach dem Sieg: Nadine Angerer und Kim Kulig.

Luftsprünge nach dem Sieg: Nadine Angerer und Kim Kulig.

© Becker / dpa

MÖNCHENGLADBACH/AUGSBURG. Doppeltorschützin Inka Grings lächelte immer noch in jede Kamera, da hatte sich Birgit Prinz schon durch den Nebenausgang aus dem Borussia-Park geschlichen. Nicht nur der Abgang der beiden altgedienten Angreiferinnen hätte nach dem 4:2 (2:0) im WM-Gruppenshowdown gegen Frankreich am Dienstagabend kaum unterschiedlicher ausfallen können.

Während Grings mit ihrer Fußball-Gala alle Argumente für eine Führungsrolle in der K.o.-Runde auf ihrer Seite hat, droht Prinz nach ihrer vorgeblich selbst gewählten Auszeit bei ihrer letzten WM ein Abschied als anfeuernde Bankspielerin.

Medien-Diskussionen über Seelenlage von Prinz

"Natürlich ist es eine schwierige Situation für sie", sprach Grings der deutschen Fußball-Rekordnationalen vor dem Viertelfinale gegen Japan Trost zu. "Sie zieht sich dann lieber zurück, aber wir wollen sie weiter aufbauen", versicherte die Duisburgerin und zeigte Verständnis: "Es ist nicht einfach, dem Druck Stand zu halten, gerade wenn man mental nicht so gut drauf ist", sagte Grings, die zwar keinen Stammplatz forderte, "aber natürlich hoffe ich, dass ich wieder spielen darf".

Erstmals seit 26 Partien in Serie verzichtete Bundestrainerin Silvia Neid auf Prinz und gab nach dem Gruppensieg freimütig Einblick in den Gemütszustand der 33-Jährigen. In der vergangenen Woche habe sie Prinz nach deren frühen Auswechslung gegen Nigeria und dem anschließenden Frustausbruch gefragt, "ob sie überhaupt mental in der Lage wäre zu spielen." Nein, nicht von Anfang an, antwortete Prinz "Und das zeigt, wie schlecht es der Birgit im Moment geht", erklärte Neid.

Auch für sie sei es bei der WM bislang "nicht einfach" gewesen, gestand Grings, nachdem sie bei den ersten beiden WM-Partien nur eingewechselt worden war. "Sicherlich geht's mir jetzt ein bisschen besser."

Doch durch die medialen Diskussionen über den Einsatz von Prinz lässt sich das deutsche Team nicht verunsichern und bereitet das Viertelfinalspiel am kommenden Samstag gegen Japan vor. Dazu bezog das Team nun Quartier in Wolfsburg.

WM-Bilanz Deutschland gegen Japan: 6:0-Tore

Die Japanerinnen, deren Stresstest im letzten Gruppenspiel gegen England mit einer 0:2-Niederlage missglückt ist, machen sich Mut: "Fußball ist nicht nur Physis", redete Potsdams Angreiferin Yuki Nagasato ihre "Nadeshiko" mit Blick auf die Partie am kommenden Samstag gegen ihre Bundesliga-Kolleginnen stark. "Ich habe keine Angst. Ich kenne ja alle Spielerinnen." Die Bilanz der Asiatinnen ist jedoch verheerend: Bei drei WM-Duellen gab es für Japan bislang drei Niederlagen und 0:6-Tore gegen Deutschland.

"Wir wollen immer noch ins Finale dieser WM kommen", bekräftigte Japans Coach Norio Sasaki nach dem Spiel gegen England fast schon trotzig. Dabei war die erste WM-Pleite der hoch gewetteten Japanerinnen mehr als nur eine einfache Niederlage im Kampf um den Gruppensieg. Fast schon wie eine Blaupause für das kommende Spiel gegen Deutschland wirkte das nett anzuschauende, aber vergebliche Aufbäumen der körperlich unterlegenen "Nadeshiko" gegen die Kickerinnen aus dem Fußball-Mutterland.

So wurde es nichts aus dem erhofften ersten WM-Sieg gegen ein europäisches Team, und nun wartet ausgerechnet Deutschland. 1995, 2003 und 2007 gab es für Japans Fußball-Frauen nichts gegen das Team des Deutschen Fußball-Bundes zu holen, doch Sasaki setzt auf die Spielstärke seiner Frauen. "Wir sind vorbereitet. Wir sind in der Lage, diesen nächsten Schritt zu gehen und zu bestehen." Zuspruch erhielt die "Nadeshiko" von Englands Trainerin Hope Powell: "Japan ist technisch die ausgereifteste Mannschaft hier."

Powell konnte sich das großzügige Lob leisten, immerhin hatte sich ihr Team dank einer beeindruckenden kämpferischen Leistung im WM-Rennen zurückgemeldet. Im Kampf gegen das drohende Vorrunden-Aus hatte der Vize-Europameister die besten englischen Fußball-Tugenden in die Waagschale geworfen.

"Wir haben das japanische Spiel erstickt", lobte Powell - und gab ihrer deutschen Kollegin Silvia Neid damit den perfekten Anschauungsunterricht für die Viertelfinal-Aufgabe der deutschen Frauen am Samstag gegen Japan. (dpa, bee)

Alle Berichte und Hintergründe zur Frauen-WM 2011

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