Wo der Boden unter den Füßen brennt

Der Piton de la Fournaise gilt als einer der aktivsten Vulkane auf der Welt: La Réunion, östlich von Madagaskar im Indischen Ozean gelegen, fasziniert mit einer einzigartigen Vielfalt an spektakulären Landschaften und unterschiedlichsten Vegetationsformen.

Von Ulla Bettge Veröffentlicht:

Grüne Insel, spektakuläre Landschaften: Wasserfall am Bassin La Paix in St. Benoit.

La Réunion qualmt weiter. Das südlichste Stück Europa im Indischen Ozean, vor der Küste Südostafrikas zwischen Madagaskar und Mauritius und auf allen Euro-Geldscheinen zu sehen - bebt und brennt immer wieder mal unter den Ausbrüchen seines Vulkans Piton de la Fournaise (Schmelzofen), einem der aktivsten der Welt.

Vom 2. April bis zum 1. Mai 2007 dauerte eine der bisher größten Eruptionen im Süden der Tropeninsel, die kleiner ist als Mallorca aber mit ebenfalls mehr als 750 000 Einwohnern deutlich dichter besiedelt.

Bei dem gewaltigen Ausbruch wurde so viel glühende Lava aus dem Berg geschleudert, dass der Pariser Eiffelturm mit seinen 300 Höhenmetern bequem darin Platz hätte. Und drumherum entstand eine Mondlandschaft von schwarzer, rötlicher, glitzernder Asche und schwefelgelben Schlieren verbrannter und erstarrter Matsche. Die auch nach monatelangen schweren tropischen Regenfällen noch qualmte wie eine Waschküche, es war so heiß, dass man sich mit dünnen Schuhsohlen die Füße verbrennen konnte.

Temperaturen um 500 Grad

Nicht umsonst wird an der neuen Straße, die mühsam durch die 60 Meter dicke, ausgespuckte Erde gebaggert wurde, vor dem Betreten der porösen Masse gewarnt. Es besteht Einsturzgefahr mit Verbrennungsrisiko, denn in einer geringen Tiefe herrschen noch Temperaturen um die 500 Grad, in 20 bis 30 Metern unter der Kruste fließt die Lava noch.

Inzwischen sprießt längst wieder zartes Grün. Vulkanerde ist schließlich fruchtbar, und die fleißigen Pflanzer der berühmten lokalen Bourbon-Vanille nutzen sie ausnahmslos zum Anbau ihres Luxusproduktes. Sie haben während der Jahrhundert-Eruption glühende Lavaströme in einem Tempo vorbeidonnern sehen wie den Wildbach unterhalb ihrer Häuser. Die Nachbarn des Feuerbergs kennen seine Unberechenbarkeit und sprechen mit dem größten Respekt von ihm: "Die Bestie schläft nur."

La Réunion - Trauminsel im Indischen Ozean. Im 17. Jahrhundert sind europäische Seeleute auf das einsame Eiland gestoßen. Sie fanden prächtige Pflanzen und exotische Tiere. Menschen gab es nicht, die Seeleute entschieden sich zu bleiben. Im Laufe der Zeit kamen Angehörige anderer Kulturen hinzu. Es entstand ein buntes kreolisches Völkergemisch. La Réunion ist heute ein französisches Überseedépartement.

Traditionen hat ihren Platz auf der Insel, auch in den malerischen Bergdörfern oberhalb von St. Paul an der Westküste. In 100 Jahre alten Destilliergeräten "kochen" die Kleinbauern von Petite France seit eh und je ätherische Öle aus den Pflanzen Geranium, Vetiver, Ylang-Ylang zur Parfumproduktion in Paris, aber auch als Heilmittel gegen Wehwehchen vor Ort.

Ein Fläschchen Rum für den Altar

Heilende Hilfeleistungen sind nach festem Glauben der Kreolen ebenfalls von dem lokalen Heiligen St. Expedit zu erwarten. Seine roten Altärchen stehen zu Hunderten am Straßenrand überall auf der Insel. Wer dort Kerzen, Blumen oder Rumfläschchen ablegt, hat gute Chancen. Fest verwurzelt im Andenken der Inselbewohner ist auch ein ehemaliger Mörder, der später Heiliger geworden ist: Es handelt sich um Sitarane, dessen blutrotes Grab auf dem Friedhof von St. Pierre zuweilen Schauplatz von nächtlichen schwarzen Messen ist.

Schwarze Vergangenheit und die Geschichte der eng mit dem Zuckerrohranbau verknüpften Sklaverei werden im Museum Stella Matutina eindrucksvoll dokumentiert - in einer ehemaligen Zuckerfabrik bei St.Leu (Westküste). Der lebhafte Ort ist beliebter Surfspot und Gleitfliegerbasis. Beide Aktivitäten lassen sich in sicherem Abstand an der Bar des Hotels Iloha in wunderschöner Lage oberhalb der malerischen Bucht von St.Leu beobachten. Mehrere Dörfer der Insel haben sich zusammengeschlossen zu den "Villages Créoles" - dort werden Traditionen und eine authentische Kultur bewahrt, die sich auch in der Architektur und der Musik widerspiegelt.

Wer sich gerne selbst bewegt, hat auf der Insel der tausend Gesichter die Wahl zwischen Wandern, Klettern, Canyoning, Rafting, Mountainbiking. Einfach nur schön oder atemlos sind Fahrten und Hubschrauberflüge über die "Cirques", die erloschenen Talkessel im Innern. Spektakuläre Landschaften, wilde Schluchten, Wasserfälle, Lava-Steilküsten mit tosender Gischt: Die Insel mit dem französischen Flair lädt zu Entdeckungstouren.

Junge Insel: La Réunion gehört zu Frankreich, hat mehr als 750 000 Einwohner.

La Réunion - Land und Leute

La Réunion ist eine französische Insel im Indischen Ozean, Fläche: rund 2500 Quadratkilometer (vergleichbar etwa mit Teneriffa). Auf der Insel leben mehr als 750 000 Menschen.

Täglich fliegen Air France und Air Austral ab Deutschland über Paris nach La Réunion.

Bei Anreise aus Deutschland sind keine Impfungen vorgeschrieben, auf der Insel gibt es keine Malaria. Das Klima ist ganzjährig gut verträglich. Von Oktober bis April liegen die Temperaturen im Durchschnitt zwischen 22º und 30º C. Von Mai bis September werden Tagestemperaturen um rund 25º C gemessen.

Mögliche Aktivitäten: Wanderungen oder Mietwagen-Touren quer durchs Landesinnere.

www.insel-reunion.de

Lesen Sie dazu auch: Blaue Lagune - Wasser mit Heilkraft mitten im Lavafeld Thailand: Info-Broschüre Urlaub 2009 Houston-Texas: Größtes Rodeo der Welt Marokko: Kasbahs und Offroad-Pisten

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Allergiezeit dehnt sich aus

Pollensaison immer länger und intensiver

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch.

© Rolf Schulten

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System