US-Bundesstaat Wisconsin

Heilkunst der Indianer noch heute gefragt

Madeline Island gilt als spirituelle Heimat der Ojibwe-Indianer. Ihr Einfluss ist noch heute zu spüren – nicht nur in Medizin und Heilkunst.

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Exponate aus vergangener Zeit: Keldi Merton führt durch das Museum.

Exponate aus vergangener Zeit: Keldi Merton führt durch das Museum.

© Jana Kötter

Die Instrumente sind deutlich zu erkennen: Ein Stethoskop liegt neben der Arzneiflasche, ein Rezept verrät die Zusammensetzung der Tinktur aus Heilkräutern. Im Nebenraum hängen Felle und erzählen so – gleich neben der Vitrine mit dem Schild "Doctors were few", "Ärzte gab es nur wenige" – aus einer vergangenen Zeit.

Die Ausstellungsstücke stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert, als französische Seemänner das Eiland "Madeline Island", damals noch ohne amerikanischen Namen, auf dem Lake Superior in Wisconsin entdeckten. 1693 wurde der erste Handelsstützpunkt für Fell errichtet, der Fellhandel bestimmte das Inselleben der Amerikaner, Engländer und Franzosen in den kommenden Jahren.

"Dabei ist Madeline Island vor allem eine der frühesten indianischen Siedlungen der USA", erklärt Keldi Merton, Direktorin des kleinen Heimatmuseums der Insel. Besucher stoßen direkt auf die im alten Handelsstützpunkt untergebrachte Ausstellung, wenn sie vom Anlegesteg der Fähre kommen.

Einfluß der indianischen Heilkunst

Ojibwe-Indianer lebten bereits Jahrhunderte vor den Händlern auf der Insel, und damit waren auch Heilkräuter und Schamanismus viel früher anzutreffen als die Stethoskope und Arzneiflaschen, die heute in der Vitrine liegen. "Leider gibt es jedoch nur wenige schriftliche Dokumente über diese Heilkunst", sagt Merton.

Der Einfluss der indianischen Heilkunst ist jedoch noch heute zu spüren, ist sich Bewohnerin Mary sicher. "Viele haben ein Grundwissen in Pflanzenheilkunde und interessieren sich für natürliche Heilmethoden."

Madeline Island gilt dabei gar als spirituelle Basis der Ojibwe. Sie nannten die Insel "Moningwunakauning Miniss", die "Heimat des goldbrüstigen Spechts". Erst als der Franko-Kanadier Michael Cadotte Ende des 18. Jahrhunderts zum Fellhandel auf die Insel kam und Ikwesewe, die Tochter des Indianerhäuptlings Weißer Kranich, heiratete, war der heutige Name geboren: Denn Ikwesewe erhielt den christlichen Namen Madeleine.

Rund 12.000 Besucher kommen heute jeden Sommer in das kleine Museum, um über das Zusammenleben von Indianern, Fellhändlern und Missionaren zu lernen.

An der Nordspitze der Insel ist übrigens ein kleines Reservat, das sich noch heute im Besitz der amerikanischen Ureinwohner befindet. Der Vertrag über die 800 Quadratmeter Land läuft dieses Jahr aus, und zum ersten Mal zeichnet sich ab, dass die Ojibwe das Land wieder selber nutzen wollen – vermutlich zu spirituellen Anlässen und Zeremonien. (jk)

Das Madeline Island Museum ist von Mitte Mai bis Oktober geöffnet. Weitere Infos: www.madelineislandmuseum.org

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