FSME und Hepatitis A - Risiken bei Reisen in Europa

Die allermeisten Deutschen machen Urlaub in Europa. 53,6 Millionen von 65,4 Millionen Urlaubsreisen führten 2004 in europäische Länder. Aber auch beim Urlaub in manchen Nachbarländern gibt es reisemedizinisch einiges zu beachten.

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Das beliebteste Reiseland der Deutschen ist und bleibt Deutschland: 20,1 Millionen der 65,4 Millionen Urlaubsreisen führten 2004 zu Zielen in Deutschland, hat die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen für die Reiseanalyse 2005 ermittelt.

34,3 Prozent der deutschen Touristen sind im vergangenen Jahr im Land geblieben, hat wiederum die Deutsche Tourismusanalyse 2005 des B.A.T. Freizeitforschungsinstituts ergeben. Ganz vorne rangieren dabei Reiseziele an der Ostsee (8,2 Prozent) und in Bayern (7,2 Prozent), auf Platz drei folgt die Nordsee-Region (5,9 Prozent).

Bei den europäischen Zielen liegt Spanien vorne. 2004 führten 13,5 Prozent der Urlaubsreisen in dieses Land, so die Reiseanalyse. Die anderen beliebten europäischen Reiseländer der Deutschen sind Italien (7,4 Prozent), Österreich (6,5 Prozent) und die Türkei (6,4 Prozent).

Impfung gegen Tetanus ist auch in Europa sinnvoll

Bayern oder Italien sind sichere Reiseländer, hier gibt es weder Malaria noch Gelbfieber. Reisemedizinische Beratung ist dann ja etwas übertrieben... Fehlanzeige. Auch vor einer Reise nach Bayern, Italien oder Polen ist eine Beratung sinnvoll, vor allem bei älteren oder chronisch kranken Reisenden. Jeder sollte etwa gegen Tetanus und Diphtherie geimpft sein. Da ist eine geplante Reise ein willkommener Anlaß, den Impfstatus zu überprüfen.

Außerdem sollte man grundsätzlich Mückenschutz empfehlen. Denn auch in europäischen Ländern gibt es Krankheiten, deren Erreger von Stechmücken übertragen werden, beispielsweise die Leishmaniase und das Phlebotomus-Fieber im Mittelmeerraum sowie das West-Nil-Fieber in Osteuropa. Sogar Malaria gibt es in Europa, nämlich in der Türkei (vor allem in Südost-Anatolien an der Grenze zu Syrien und zum Irak) und in manchen GUS-Staaten. Wichtiger als diese seltenen Krankheiten sind aber FSME und die Hepatitis A.

FSME:

In der ganzen Welt gibt es Zecken. Und überall können Zecken Krankheitserreger übertragen, etwa Borrelien. Hier gibt es keine Prophylaxe. Spezifisch für Europa ist das FSME-Virus, und dagegen gibt es bekanntlich eine Impfung. Diese Impfung kann ein wichtiges Thema in der reisemedizinischen Beratung sein. Denn jeder, der in einem Risikogebiet Urlaub macht und sich dort auch in der freien Natur aufhält, etwa wandert, angelt oder jagt, sollte gegen die Frühsommermeningoenzephalitis geimpft sein.

Das Risiko, sich in Deutschland mit dem FSME-Virus zu infizieren, ist gestiegen. Das Robert-Koch-Institut hat die Zahl der als Risiko-Regionen eingestuften Landkreise und Städte in diesem Jahr um sieben auf 90 erhöht. Die größten Naturherde gibt es im Süden Deutschlands.

Besonders hoch ist das Risiko in Bayern. Man müsse davon ausgehen, daß es in ganz Bayern ein FSME-Risiko gebe, auch wenn nicht alle Landkreise als Risiko-Gebiete ausgewiesen seien, so Privatdozent Dr. Jochen Süss vom Nationalen Veterinärmedizinischen Referenzlabor für durch Zecken übertragene Krankheiten in Jena. Auch in Baden-Württemberg und im Süden Hessens ist das Risiko hoch. Die gesetzlichen Kassen bezahlen die Impfung bei Reisen innerhalb Deutschlands.

Der FSME-Gürtel zieht sich bis nach Rußland

Aber auch in vielen Ländern Europas und in manchen asiatischen können Zecken FSME-Viren übertragen: Der FSME-Gürtel zieht sich von Deutschland über Rußland bis nach China und in die Mongolei. Das FSME-Risiko ist dabei in den Ländern und Regionen unterschiedlich. Als besonders gefährlich gelten die baltischen Staaten und Rußland, aber auch etwa Österreich und Slowenien. Vor Reisen außerhalb Deutschlands ist die FSME-Impfung ein IGeL-Angebot.

Ganz wichtig sei, ältere Menschen zu impfen, sagt Süss. Denn mit zunehmendem Lebensalter wachse die Gefahr, daß die Infektion schwer verläuft und daß Enzephalitiden auftreten. An Impfstoffen gibt es Encepur® und FSME Immun. Beide Impfstoffe können auch nach einem Schnell-Immunisierungsschema verabreicht werden.

Hepatitis A:

In Italien und anderen Mittelmeerländern gibt es ein beträchtliches Hepatitis-A-Risiko. So haben sich zum Beispiel 2004 in Neapel über 600 Menschen meist über Nahrungsmittel wie Muscheln mit dem Virus infiziert. Touristen, die ans Mittelmeer fahren, sollten geimpft sein.

Geimpft werden sollte möglichst zwei Wochen vor Reiseantritt oder früher. Doch auch am Abreisetag ist eine Impfung noch sinnvoll. Denn der Schutz baut sich binnen 14 Tagen auf, die Inkubationszeit von Hepatitis A beträgt aber zwei bis sieben Wochen. Impfstoffe gegen Hepatitis A sind HAVpur®, Havrix® und Vaqta®. Außerdem gibt es zwei Kombinationen gegen Typhus und Hepatitis A (Hepatyrix® und Viatim®).

Sinnvoll ist, auch gegen Hepatitis B zu impfen. An Impfstoffen gegen Hepatitis B stehen HBVAXPRO® und Engerix® zur Verfügung. Außerdem die Hepatitis A/B-Kombivakzine Twinrix®. (ug)

Meningitis-Impfung für Austausch-Schüler

Manchen Schülern oder Studenten, die zum Schüleraustausch oder zum Studieren nach Großbritannien, Irland, Spanien, Belgien, den Niederlanden, Griechenland oder auch Kanada fahren oder dort eine Au-pair-Stelle antreten, sollte eine Impfung gegen Meningokokken-Meningitis empfohlen werden. Das rät das Centrum für Reisemedizin (CRM) in Düsseldorf.

Denn in diesen Ländern treten Meningokokken-Infektionen häufig in einer Form auf, die durch Impfung zu verhindern ist. "In diesen Ländern steht, anders als bei uns, der Meningokokken-Typ C im Vordergrund", so Dr. Burkhard Rieke vom CRM. Bei der Impfung sollte man sich an die Empfehlungen im Zielland halten.

Bis auf Spanien empfehlen alle Länder die Impfung mit einem Konjugat-impfstoff. Drei konjugierte Impfstoffe gibt es bei uns: Menjugate® sowie Meningitec® und NeisVac-C™. Außerdem sind zwei Polysaccharid-Impfstoffe auf dem Markt: der tetravalente (A, C, W135, Y) Mencevax® und ein bivalenter (A, C) Meningokokken-Impfstoff. (ug)

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