HINTERGRUND

Auch Dengue-Viren gehören zu den Globalisierungsgewinnern

Von Ursula Armstrong Veröffentlicht:

Wer derzeit in die Tropen Südamerikas reist, sollte sich gut vor Mückenstichen schützen. Denn die kleinen Blutsauger können dort nicht nur Malaria und Gelbfieber übertragen, sondern zunehmend auch Dengue-Fieber. Und dagegen gibt es weder eine Impfung noch eine medikamentöse Prophylaxe.

Der derzeitige Ausbruch von Dengue-Fieber in Südamerika macht deutlich: Das Virus hat längst die tropischen Regionen der Welt erobert und zählt damit zu den Globalisierungsgewinnern. Denn in den 50er Jahren war Dengue-Fieber nur in einer kleinen asiatischen Region endemisch. Doch dann ist das Virus um die Welt gereist - etwa in Autoreifen, die exportiert wurden. Schon kleine Pfützen in den Reifenkuhlen reichen den Aedes-Überträgermücken zum Brüten. Heute ist das Virus in über 100 Ländern in Asien, Afrika, Mittel- und Südamerika heimisch und tritt sogar in den USA auf - 2005 gab es einen lokalen Ausbruch in Texas. Inzwischen erkranken jährlich etwa 50 Millionen Menschen an Dengue-Fieber, so die WHO.

Doch schon bevor sich das Virus weltweit in den Tropen etabliert hatte, gab es immer wieder einzelne lokal begrenzte Epidemien, auch in Europa. So ist ein Ausbruch in den Jahren 1927 und 1928 in Griechenland dokumentiert. Damals sind über eine Million Menschen erkrankt, etwa 1000 sind daran gestorben. Da sich Überträger wie die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) zunehmend auch im Süden Europas heimisch fühlen, sind neue Ausbrüche der Krankheit in Europa nicht auszuschließen.

Derzeit sind besonders Länder in Südamerika betroffen

Derzeit sind jedoch besonders Paraguay, Brasilien, Bolivien und zum Teil auch Argentinien stark betroffen. Grund für die Ausbrüche sind die in diesem Jahr besonders starken Regenfälle in der Regenzeit, die noch bis Ende Mai dauert, gepaart mit warmem Wetter - ideale Brutbedingungen für die Mücken, die das Dengue-Virus übertragen. Paraguay hat wegen des Dengue-Ausbruchs mit 10 000 bis 60 000 Erkrankten bereits den Notstand ausgerufen. Dort wird bereits von einer Epidemie gesprochen. Mindestens vier Menschen sind bisher an der Krankheit gestorben.

Auch im benachbarten Bolivien macht sich Dengue breit, vor allem in dem von Überflutungen besonders geschädigten Osten des Landes. Vier Menschen sind bisher am Dengue-hämorrhagischen Fieber gestorben. In Brasilien sind bis Ende Januar bereits über 21 000 Menschen erkrankt und drei gestorben, berichtet das Centrum für Reisemedizin (CRM) in Düsseldorf. Im Norden Argentiniens zählten die Behörden 6500 Dengue-Kranke, und aus Peru werden 150 Infektionen mit dem Virus gemeldet.

Kein Wunder, dass immer häufiger auch Touristen die Infektion mit nach Deutschland bringen. Im vergangenen Jahr hat das Robert-Koch-Institut in Berlin 175 Dengue-Infektionen erfasst, im Jahr davor waren es 144. In den ersten vier Wochen dieses Jahres wurden in Deutschland bereits 15 Dengue-Patienten registriert (Epidemiologisches Bulletin 7, 2007, 60).

Zwar infizieren sich Touristen noch immer meist in Südostasien, aber die Zahl der Infektionen aus Mittel- und Südamerika nimmt zu.

Da die Inkubationszeit nur zwei bis zehn Tage beträgt, erkranken viele der infizierten Touristen noch im Urlaub. In die Hausarzt-Praxis kommen sie dann meist mit einem Exanthem sowie mit starken Glieder- und Kopfschmerzen oder auch mit Petechien. Solche Patienten sollten Ärzte immer nach Reisen in die Tropen fragen, so das CRM.

Dengue-Patienten haben zudem meist Fieber und grippeähnliche Symptome. Aber es kann auch zu Dengue-hämorrhagischem Fieber oder zum Dengue-Schock-Syndrom kommen, vor allem bei einer Zweitinfektion mit einem anderen Subtypus des Virus. Bei der Diagnose hilft ein Schnelltest. Zudem muss Malaria immer ausgeschlossen werden.

Die Therapie bei Dengue ist symptomatisch. Bei Verdacht auf Dengue sollte gegen die Schmerzen wegen des Blutungsrisikos bei der hämorrhagischen Form kein ASS, sondern Metamizol oder Paracetamol gegeben werden, raten Tropenmediziner.



STICHWORT

Dengue-Fieber

Erreger: Flavivirus mit Einzelstrang-RNA, vier Serotypen sind bekannt

Verbreitung: Tropen und Subtropen

Vektoren: tag- und nachtaktive Stechmücken, meist Aedes-Arten.

Inkubationszeit: zwei bis zehn Tage

Symptome: Fieber, Gliederschmerzen, selten Hämorrhagien oder Schock

Therapie: symptomatisch, kein ASS

Prophylaxe: Schutz vor Mücken tags und nachts. Es gibt keine Impfung.

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