Reisemedizinische Angebote brauchen gute Vorbereitung

WIESBADEN (ug). Die reisemedizinische Beratung ist relativ aufwändig. Eine gute Beratung vor einer Reise in die Tropen oder die Subtropen dauert 30 bis 45 Minuten. Auch die nötige Fort- und Weiterbildung ist für Ärzte zeit- und kostenintensiv. Wer sich auf dieses Fach einlässt, sollte von Anfang die richtige Infrastruktur in der Praxis aufbauen, damit sich der Aufwand lohnt, sagt Privatdozent Tomas Jelinek aus Berlin.

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Reisemedizin ist sehr beratungsintensiv. Es empfiehlt sich daher, eine eigene Sprechstunde dafür einzurichten.

Reisemedizin ist sehr beratungsintensiv. Es empfiehlt sich daher, eine eigene Sprechstunde dafür einzurichten.

© Foto: Klaro

Als erstes empfiehlt Jelinek Ärzten, die eine reisemedizinische Beratung aufbauen wollen, dafür eine eigene Sprechstunde einzurichten. "Es ist nicht möglich, die reisemedizinische Beratung in die normale allgemeinmedizinische oder internistische Praxis einzubauen", so Jelinek, Leiter des Centrums für Reise- und Tropenmedizin in Berlin, beim Internistenkongress in Wiesbaden.

Zum einen sei das vom Zeitrahmen einer Behandlung ganz anders. Zum anderen sei die Vergütung schwierig, wenn ein Patient zuerst "normal" behandelt und dann reisemedizinisch beraten wird. "Wo hört die eine Behandlung auf, wo fängt die reisemedizinische Beratung an?" - das müsse dann jedes Mal eindeutig geklärt werden.

Praxiseinrichtung lässt sich auf Reisemedizin trimmen

Ärzte, die dieses Spezialgebiet anbieten, sollten gleich klar machen, dass Reisen in ihrer Praxis ein Thema ist. Dazu eignen sich Reise-Fotos oder -Kalender oder eine Weltkarte im Wartezimmer. Im Wartebereich können auch schon die aktuellen Empfehlungen zu Reisekrankheiten ausliegen.

Reisemedizinische Beratung ist meistens ein IGeL-Angebot. Das sollte vorher klar sein. Jelinek rät deshalb, eine Liste mit den Kosten für die einzelnen Maßnahmen im Wartezimmer auszuhängen. Sinnvoll sind außerdem Visitenkarten mit entsprechenden Sprechzeiten und eine eigene Website der Praxis, auf der die wichtigsten Informationen abrufbar sind. Anfänger in der Reisemedizin sollten sich eine reisemedizinische Software zulegen. Man gibt die Details des Patienten ein, und die Software gibt dann die Basisinformationen. Für Ärzte, die sich bereits gut in der Reisemedizin auskennen, sei das allerdings meist zu zeitintensiv.

Sehr nützlich für Patienten ist es, wenn ständig themenbezogene Handzettel oder Flyer mit Zusatzinfos, etwa zum Verhalten bei Reisediarrhoe oder zum Mückenschutz bereitliegen. Solche Infozettel gibt es unter anderem bei Pharmaunternehmen, reisemedizinischen Verbänden oder Gesellschaften sowie beim Centrum für Reisemedizin in Düsseldorf, dessen wissenschaftlicher Berater Jelinek ist. Diese Infos kann man auch aus dem Internet ausdrucken.

Aktuelle Infos gibt's immer im Netz

Ein Internetzugang ist für Ärzte, die kompetent reisemedizinisch beraten wollen, kaum verzichtbar. Denn so bekommt man schnell alle aktuellen Informationen, etwa zu Ausbrüchen von Infektionswellen in den Reiseländern. Auch Handbücher sind sinnvoll.

Einen Impfstoffvorrat in der Praxis bereitzuhalten empfiehlt Jelinek nur Ärzten, die häufig Reisemedizin betreiben. Anfänger können die Patienten mit dem Rezept in die Apotheke schicken. "Doch das wird oft als unpraktisch und aufwändig empfunden. Deshalb wird man sich irgendwann einen eigenen Impfstoffvorrat für die reisemedizinische Praxis zulegen", glaubt Jelinek. Es ist nicht zuletzt auch Erfahrungssache des Arztes, einzuschätzen, wie viel Impfstoff er in einem bestimmten Zeitraum benötigt.

Nicht zuletzt rät Jelinek allen Kollegen, sich ein EC-Karten-Gerät für die Praxis anzuschaffen. "In bar oder über EC-Karte abzurechnen, ist sinnvoller, als das über Rechnung zu machen." Ohne Behandlungsvertrag und Rechnung - beides meist auf Basis der GOÄ - geht es trotzdem nicht.

So ausgerüstet, sollte Reisemedizin kein Problem sein. Dann kann man sich auf dieses interessante und faszinierende Gebiet einlassen, das außerdem viel Spaß macht, wie Reisemediziner immer wieder bestätigen.

STICHWORT

Abrechnung von Reisemedizin

Reisemedizinische Beratungen sind in der Regel IGeL, sie werden also nach GOÄ abgerechnet. Die Ziffer 3 ist die Beratungsziffer, wobei der Steigerungsfaktor nach dem Zeitaufwand angesetzt wird. Bei Impfungen wird nach den Ziffern 1 (Beratung) und 5 (symptombezogene Untersuchung) sowie 375 (Schutzimpfung) abgerechnet. Einige Kassen bieten Reiseimpfungen als Kassenleistung an. Infos unter www.crm.de

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