Nach dem Kochkurs wartet das Abenteuer

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Lecker-Schmecker: Kinder und Betreuer beim Kochen in der Küche der Astrid Lindgren Schule in Marburg.

Lecker-Schmecker: Kinder und Betreuer beim Kochen in der Küche der Astrid Lindgren Schule in Marburg.

© Foto: Rolf K. Wegst

MARBURG (coo). Die Erst- und Zweitklässler der Marburger Astrid-Lindgren-Schule kochen eine "Lecker-Schmecker-Suppe in der Brötchenschüssel". Und das macht den Schülern so viel Spaß, dass wirklich jeder von der Suppe isst. Der Kochkurs für Kinder ist ein Baustein des Projekts "mittendrin".

Vor einem Jahr startete das Marburger Netz, das die gesundheitliche Chancengleichheit der Kinder in den sozialen Brennpunkten der Stadt erhöhen möchte. Träger ist der Marburger Verein zur Förderung bewegungs- und sportorientierter Jugendsozialarbeit (bsj). Mit dabei sind 49 Schulen, Kindergärten und Vereine.

Damit gehören sie zu den 24 Modellprojekten in ganz Deutschland, die beim Wettbewerb "Besser essen. Mehr bewegen" erfolgreich waren. Das Bundesernährungsministerium will damit Initiativen unterstützen, die der Entstehung von Übergewicht und Adipositas entgegenwirken.

Obst und Gemüse statt Chips und Süßigkeiten

Gesunde Ernährung ist auch an der Marburger Astrid-Lindgren-Schule ein Dauerthema. Nur 20 Prozent der Kinder hätten Obst oder Gemüse in ihrer Frühstücksbox, erzählt Schulleiter Eckhard Sieg. Bei den meisten dominiere Weißbrot. Und viele Kinder werden von den Eltern zum Bäcker geschickt, wo der Nachwuchs dann zu Chips oder Süßigkeiten greift.

Projektleiterin Monika Kringe geht es aber nicht darum, den Familien ihre Vorstellungen von gesundem Essen aufzudrücken: "Die Menschen tragen ganz viele gesundheitsfördernde Lebensstile schon in sich. Wir unterstützen das mit Ideen und Anregungen." Ausgangspunkt sind die Lebenswelten der Kinder, die oft in sozialen Brennpunkten wohnen.

Mit den Kindern und Jugendlichen haben die Projektmitarbeiter die Straßen und Plätze ihres Viertels erkundet. Dabei stellte sich heraus, dass viele Schüler ihre Umgebung nicht gut kennen. Kleinere Probleme wie fehlende Sitzbänke auf den Spielplätzen und Katzendreck in den Sandkästen wurden behoben. Jeder Stadtteil entwickelte ein Bauprojekt nach eigenen Vorstellungen.

So bauten Eltern und Kinder im Stadtwald Kletterebenen im Hang, die einen weiten Blick über die Felder erlauben. Anderswo entstanden Abenteuergärten mit "Balancier-Mikado", Kletter- oder Hangelparcours. Das Konzept scheint aufzugehen: Weil draußen echte Abenteuer warten, gehen die Kinder häufiger an die frische Luft. Einmal pro Woche sind auch die Projektmitarbeiter dabei, die zu Lagerfeuern, Stockbrot und Rennspielen einladen.

Dabei soll es nicht wie im Sportverein zugehen, betont Karen Rohlfs vom bsj. Die Kinder sollen so elementare Bewegungserfahrungen wie Hüpfen, Rennen, Kriechen, Klettern und Balancieren machen können. Ähnlich funktionieren die "Bewegungsbaustellen", die in Kindergärten entstehen. Aus Brettern, Kanthölzern, Autoreifen und Lkw-Schläuchen inszenieren die Kleinen damit ihre eigenen Anlässe zum Wippen, Rutschen und Klettern.

In den Stadtteilen haben Kinder und Erwachsene vier Gemeinschaftsgärten angelegt. Weitere Bausteine sind Essenswochen, bewegte Familientage, Sportfeste, Baby-Schwimmen und Baby-Massage. Im kommenden Jahr sollen Wälder, Felder, Flüsse und Steinbrüche in der Umgebung erkundet werden.

Drei Jahre dauert das Projekt, das 1100 Kinder und ihre Eltern erreicht und mit insgesamt 400 000 Euro gefördert wird. Ende 2009 wird dann überprüft, ob sich der Gesundheitsstatus der Kinder verbessert hat.

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