Was will uns die Pisa-Studie zeigen?

Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) sieht Deutschland nach Veröffentlichung der Ergebnisse der jüngsten Pisa-Studie auf dem richtigen Weg. Ihr Parteifreund Roland Wöller, Volkswirtschaftler und Kultusminister von Sachsen, glaubt erkannt zu haben, dass die Qualität der Lehrerausbildung immer noch unbefriedigend ist.

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In dem in Berlin vorgestellten neuen Pisa-Schultest der OECD kann Deutschland im Vergleich zu den Vorjahren zwar Erfolge aufweisen, bleibt aber international oft nur Durchschnitt.

In dem in Berlin vorgestellten neuen Pisa-Schultest der OECD kann Deutschland im Vergleich zu den Vorjahren zwar Erfolge aufweisen, bleibt aber international oft nur Durchschnitt.

© dpa

BERLIN (dpa). Nach der Veröffentlichung der jüngsten Pisa-Studie haben Bildungsexperten als Konsequenz unter anderem eine bessere Qualifikation von Lehrern gefordert. "Um die Weiterbildung von Lehrern steht es im Vergleich zu anderen Berufen sehr schlecht", sagte der Wissenschaftler Ewald Terhart von der Universität Münster der Nachrichtenagentur dpa.

Um die anhaltend schlechten Schulleistungen von Kindern aus sozial schwachen Familien zu verbessern, müssten bereits in den Kindergärten stärker qualifizierte Erzieher zum Einsatz kommen.

In dem in Berlin vorgestellten neuen Pisa-Schultest der OECD kann Deutschland im Vergleich zu den Vorjahren zwar Erfolge aufweisen, bleibt aber international oft nur Durchschnitt. In Naturwissenschaften und Mathematik erzielen die 15-jährigen Schüler in Deutschland allerdings jetzt Leistungen, die oberhalb des Durchschnitts der 34 wichtigsten Industrienationen liegen.

Beim Lesen reicht es nur fürs Mittelfeld

In der wichtigsten Lerndisziplin, dem Lesen und Verstehen von Texten, rangiert Deutschland aber weiter nur im Mittelfeld der Staaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Äußerst problematisch bleibt weiter die Förderung von Migrantenkindern und Schülern aus bildungsfernen Elternhäusern. In der entsprechenden OECD-Tabelle belegt Deutschland dabei den letzten Platz.

Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) sieht Deutschland auf dem richtigen Weg. "Wir sollten zuerst einmal darauf schauen, was wir alles geschafft haben", sagte Schavan der "Passauer Neuen Presse". "In Mathematik und in den Naturwissenschaften liegen wir inzwischen deutlich über dem OECD-Schnitt - und auch beim Lesen sind die deutschen Schüler stärker geworden."

Die Schulleistungen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund hätten sich erheblich verbessert. "Die Zahl der Sitzenbleiber und der Schulabbrecher ist weiter gesunken", betonte die Ministerin.

Eine bessere Lehrerausbildung mahnt auch Sachsens Kultusminister Roland Wöller (CDU) an. "Der Bund sollte gemeinsam mit den Ländern eine Exzellenzinitiative ins Leben rufen", sagte der CDU-Politiker der dpa. Wenn der Aufwärtstrend bei Pisa anhalten solle, müsse mehr in die Qualität der Lehrerausbildung investiert werden.

Zudem sei es nötig, die nahezu unübersichtliche Zahl einzelner Bildungsprogramme zu systematisieren. "Man muss auch nach der Wirkung fragen", sagte Wöller. Der Minister kündigte an, diese Frage mit seinen Kollegen von Bund und Ländern zu erörtern.

Der Präsident der Universität Hamburg, Dieter Lenzen, kritisierte den deutschen Bildungsföderalismus als "unglaubliche Leistungsbremse". Ungeachtet der verbesserten Testergebnisse gebe es in der Bildungspolitik immer noch reichlich Nachholbedarf, sagte Lenzen. Als "richtigen Weg" bezeichnete Lenzen den bundesweiten Trend zum Zentralabitur und zu zentralen Standards.

"Gymnasien treiben zu wenig Spitzenförderung"

Es sei nachvollziehbar, dass bildungsstarke Bundesländer wie Bayern und Baden-Württemberg am Föderalismus in der Bildungspolitik festhalten wollten. Auf lange Sicht sei es aber nicht vertretbar, damit den Schwächeren zu schaden, sagte Lenzen.

Der Bildungsforscher Manfred Prenzel, der 2003 und 2006 die deutschen Teile der Pisa-Studien verantwortete, übte in der "Zeit" Kritik an den Gymnasien. Sie betrieben zu wenig Spitzenförderung. Auch an anderen Schulen könnten Schüler inzwischen das Abitur ablegen.

"Wenn die Gymnasien in der Konkurrenz bestehen wollen, dann müssen sie den besonders leistungsstarken Schülern einfach mehr bieten."

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