Sportlicher Ehrgeiz aus Jugendwahn

ERFURT (dpa). Jugendwahn und Ausgrenzung am Arbeitsplatz verleiten Menschen vom mittleren Alter an nach Einschätzung von Ärzten nicht selten zu exzessivem Sport mit zum Teil gesundheitsschädigendem Ausmaß.

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"Die Abstempelung von über 45jährigen als nicht mehr jung und dynamisch führt dann dazu, daß diese Leute mit riesigem Trainingsaufwand hohen sportlichen Herausforderungen nachjagen", sagte der Vorsitzende des Thüringer Sportärztebundes, Karl-Hans Arndt, in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

"Für ältere Menschen, die unfreiwillig aus dem Arbeitsleben ausscheiden, ist Sport oft eine Art Ersatzbefriedigung", sagte der Medizin-Professor aus Erfurt. Häufig nehme das Training leistungssportliche Umfänge an, ohne daß die Sporttreibenden über ausreichende trainingsphysiologische Kenntnisse verfügen. "Da will man sich etwas beweisen, was man im Alltag nicht mehr erleben kann." Die Folgen seien häufig gesundheitliche Schäden.

"Für Senioren geeignet sind vor allem Laufen, Wandern, Radfahren und Schwimmen", so Arndt. Bei Wettkämpfen steige die Zahl der Starter in der zweiten Lebenshälfte stetig an. "Beim GutsMuths-Rennsteiglauf etwa stellen Teilnehmer jenseits der 40 inzwischen über 60 Prozent aller Teilnehmer."

In Deutschland ereignen sich jährlich etwa 2,5 Millionen Sportunfälle, das sind etwa 15 Prozent aller Unfälle. 80 Prozent der Sportverletzungen sind leichter Natur, etwa Sprunggelenksverletzungen durch Umknicken. Sportverletzungen verursachen jährlich Kosten von zehn Milliarden Euro. "Der gesundheitliche Nutzen richtig betriebenen Sports überwiegt die Kosten der Verletzungen jedoch um ein Mehrfaches", sagte Arndt.

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