Wer ohne Verstand in die Pedale tritt, riskiert Schäden an den Kniegelenken

NEU-ISENBURG (ts). Wer vom Tour-de-France-Fieber gepackt worden ist und nun glaubt, mangelnde Fitneß durch tägliches schweißtreibendes Strampeln auf dem superneuen und superteuren Rennrad wettmachen zu können, der sei gewarnt: Radfahren ist zwar in der Regel gesund, aber, wie so vieles im Leben, nur dann, wenn nicht übertrieben wird. Wer ohne Sinn und Verstand in die Pedale tritt, riskiert zum Beispiel, seinen Kniegelenken zu schaden.

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Vordere Knieschmerzen gehören bei Radfahrern als Folge zu starker chronischer Belastung zu den häufigsten Beschwerden, berichten und warnen zugleich der US-amerikanische Allgemeinmediziner Dr. Chat Asplund und der Orthopäde und Sportmediziner Dr. Patrick St. Pierre ("The Physician and Sportsmedicine", Volume 32, Nr. 4, 2004).

Zu den häufigsten Ursachen zählen nach Angaben der beiden Mediziner aus Fort Belvoir (Asplund) und Bethesda (St. Pierre) Trainingsfehler wie das Fahren mit zu schweren Gängen oder Übersetzungen sowie das zu rasche Steigern der Trainings-Distanzen.

Wie groß die Belastung der Kniegelenke beim sportlichen Radfahren ist, lassen einige Zahlen vermuten: Sehr gut trainierte Radsportler strampeln mit einer Trittfrequenz von 80 bis 100 Kurbelumdrehungen pro Minute, das sind pro Stunde 4800 bis 6000 Umdrehungen. In einer Stunde wird ein solcher Radler 25 bis vielleicht 30 Kilometer zurücklegen, was ja noch weit entfernt ist von dem, was ambitionierte Radsportler fahren.

Wenn ein Radsportler über Knieschmerzen klagt, sind noch weitere Faktoren zu beachten. Nur ein paar dieser Faktoren seien genannt:

Da ist zum einen die korrekte, dem Körperbau des Radlers angepaßte Einstellung des Sattels. Eine zu hohe wie eine zu niedrige Einstellung belastet Sehnen im Knieglenksbereich und kann mit der Zeit zu chronischen Beschwerden führen. Zu Überlastungsschäden kann auch ein in der Horizontalen zu weit nach vorne oder nach hinten geschobener Sattel führen. Welche Sattel-Einstellung korrekt ist, weiß heute in der Regel jeder gute Fachhändler, der Kauf eines Rades mit maßgeschneidertem Rahmen ist nicht notwendig, selbst Profi- und Amateur-Sportler kommen meist mit Rädern von der Stange zurecht.

Zu achten ist nach Angaben der beiden US-Mediziner auch auf die Länge der Tretkurbeln. Sind sie zu lang, kann es zu Schmerzen im Bereich der Patellar- und der Quadrizeps-Sehne kommen.

Eine weitere mögliche Ursache für Knie-Schmerzen kann eine starre Verbindung von Fuß und Pedal sein. Dem kann allerdings vorgebeugt werden: Es gibt heute genügend Pedal-Arten, die den Füßen ausreichend Bewegungsspielraum lassen, ohne daß die Gefahr besteht, daß sich die Füße plötzlich aus den Pedalen lösen und es zum Sturz kommt. Aber auch hier gilt, daß zu viel des Guten nicht mehr gut ist: Ebenso wie zu wenig kann auch zu viel Bewegungsspielraum oder Rotation des Fußes nach innen und außen zu Überlastungs-Syndromen im Kniebereich führen. Was das richtige Maß ist, muß jeder Radler selbst herausfinden, und zwar nach dem Prinzip von Versuch und Irrtum.

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