Olympiasieger Tyler Hamilton soll mit Fremdblut gedopt haben

NEU-ISENBURG (Smi). Der US-Radprofi Tyler Hamilton, Olympiasieger von Athen, soll seine Leistung durch infundiertes Fremdblut manipuliert haben. Sollte sich der durch eine A-Probe gestützte Verdacht bestätigen, wäre dies der erste nachgewiesene Fall seiner Art in der Geschichte des Dopings.

Veröffentlicht:

Den Stein ins Rollen brachte ein Dopingtest während der zur Zeit stattfindenden Vuelta. Hamilton, der für das Schweizer Team Phonak startet, hatte die achte Etappe der Spanienrundfahrt gewonnen und wurde zum Bluttest gebeten. Hier konnten die Kontrolleure im Blut des US-Athleten eine erhöhte Anzahl von Erythrozyten nachweisen. Mittlerweile hat Hamilton - angeblich aufgrund von Verletzungen - die Vuelta beendet.

Auf einer Pressekonferenz am Dienstagabend beteuerte Hamilton seine Unschuld. "Ich bin am Boden zerstört, daß ich überhaupt hier sein muß", sagte er. "Ich kann 100prozentig garantieren, daß ich unschuldig bin. Radsport ist mir zwar sehr wichtig, aber nicht so wichtig. Wenn ich jemals gezwungen wäre zu dopen, hätte ich vorher meine Karriere beendet."

Gegen den Olympiasieger spricht, daß schon eine A-Probe nach seinem Sieg im olympischen Zeitfahren am 19. August Hinweise auf eine Bluttransfusion gegeben hat. Dies hat inzwischen die Phonak-Teamleitung bestätigt. Nun muß Hamilton, früher Teamkollege von Tour-de-France-Gewinner Lance Armstrong (US-Postal), auf die B-Probe warten. Bislang können nur zwei der vom Internationalen Olympischen Komitee akkreditierten Dopinglabore Manipulationen mit Fremd- und Eigenblut nachweisen, und zwar jene in Lausanne und Athen.

In der Vergangenheit war immer wieder darüber spekuliert worden, wieviele Ausdauersportler ihre Leistung mit autologen Transfusionen oder Fremdblut manipulieren. Bei der Eigenbluttransfusion läßt sich ein Sportler bis zu einem Liter Blut abzapfen. Dieses wird konserviert und tiefgekühlt gelagert.

Währenddessen wird die Produktion der Erythrozytenbildung durch Erythropoetin (Epo) stimuliert und nach etwa vier Wochen das gelagerte Blut infundiert, womit sich der Erythrozyten-Anteil im Blut erhöht. Über die Risiken eines zu hohen Hämatokrits hinaus riskieren Athleten, die sich Fremdblut infundieren, auch eine Infektion mit Hepatitisviren oder HIV.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Ist das Testergebnis wirklich zweifelsfrei?

Mehr zum Thema

I-STAND-Intervention

Weniger Sitzen senkt Blutdruck bei Älteren

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Rechtzeitig eingefädelt: Die dreiseitigen Verhandlungen zwischen Kliniken, Vertragsärzten und Krankenkassen über ambulantisierbare Operationen sind fristgerecht vor April abgeschlossen worden.

© K-H Krauskopf, Wuppertal

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“