Mit Weltraum-Technik in den Winter-Olymp

TURIN (dpa). Klapp-Schlittschuhe für Anni Friesinger, Schlitten für Silke Otto oder ein Bob für André Lange: Auf der Jagd nach Olympia-Gold können die deutschen Stars auf erstklassiges Material zurückgreifen. Das vom Berliner Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) entwickelte Hightech-Zubehör vereint Weltraum-Werkstoffe, moderne Meßtechniken im Windkanal sowie hochwertige Fertigungs-Technik.

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Gefertigt wird in der noch immer geheimnisumwitterten Medaillen- Schmiede in Oberschöneweide stets im Olympia-Zyklus. So mußte der Viererbob-Olympiasieger André Lange seinen 75 000 Euro teuren "403" von Salt Lake City, der ihm auch zu drei WM-Titeln verholfen hat, aufs Abstellgleis schieben. Nun soll der am Fahrwerk modifizierte und mit neuer Haube ausgestattete "404" Garant für Olympia-Gold werden.

"Auch wenn viele denken, die Bobs sind aufgrund der Reglementierung ausgereift: Es ist wie in der Autoindustrie, es gibt ständig Verbesserungen", meint FES-Ingenieur Michael Nitsch.

Fünf von sechs deutschen Bobs, die in Cesana an den Start geschoben werden, stammen aus der FES-Schmiede. Selbst Susi Erdmann, die bislang den Zweierbob von Christoph Langen fuhr, sattelte erst vor wenigen Wochen um. "Mit dem 206er ist uns ein sehr gutes Gerät gelungen", sagt Nitsch. Die Konkurrenz verfolgt die Kufen-Künste der Berliner, die mit 2,9 Millionen Euro jährlich zu 90 Prozent durch den Bund finanziert werden, ganz genau.

"Die Deutschen haben das FES  und die Bundeswehr als Sponsor, sie müßten eigentlich unschlagbar sein", stellte der Schweizer Christian Reich anerkennend fest. Der Olympia-Zweite von 2002 trainiert seit vier Jahren die Monegassen und baut selbst Bobs.

Ein von Anni Friesinger signiertes Plakat im Flur der kleinen "Wunder-Fabrik" belegt die Dankbarkeit des Eisschnelllauf-Stars für die Arbeit der 52köpfigen FES-Crew, die vor vier Jahren in Salt Lake City an 17 von 36 deutschen Olympia-Medaillen beteiligt war. Auch in Turin schwört die Inzellerin auf das auf einem Karbon-Segment fußende "Torpedo-System" ihres Schlittschuhs.

Für Turin haben die Tüftler auch den Klapphebel neu konstruiert. "Der Schuh wird damit noch 20 Gramm leichter", sagt Schaale und bedauert zugleich, daß ausgerechnet die Berlinerin Claudia Pechstein noch auf ihr älteres Material, das 80 Gramm schwerer ist, schwört.

Um Laufwiderstände zu reduzieren, waren im FES auch neue Technologien für Windkanal- und Gleitversuche nötig. Die Sportler laufen dabei auf einer ein Millimeter breiten und 39 bis 46 Zentimeter langen Schiene mit Geschwindigkeiten bis zu 60 km/h.

In Cesana gehen auch sieben von zehn deutschen Rodlern mit FES-Schlitten an den Start. Lediglich Georg Hackl sowie die Olympiasieger Patric Leitner/Alexander Resch sind überwiegend mit eigenem Material angereist. "Die Berchtesgadener werkeln ein bißchen auf eigene Faust", sagt Rodel-Projektleiter Gerhard Kirchner. Dennoch hat Hackl, der selbst seine Schlitten zusammenbaut, auch FES-Materialien benutzt. "Schorsch ist möglicherweise der einzige, der das handwerklich hinkriegt", meint Kirchner.

Mit dem am FES entwickelten futuristischen Meß-System können während der Fahrt dank Sensoren diverse mechanische Größen am Schlitten erfaßt werden. Auch im Skeleton wird diese Methode zur Optimierung des Gerätes herangezogen.

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