Wo angehende Ärzte von Simulanten lernen
Frei nach Molière: Berufsschauspieler simulieren Krankheiten, die Medizinstudenten üben so die Diagnostik.
NEUSS (iss). Simulanten machen Medizinern in der Regel wenig Freude. Anders im Studienhospital der Medizinischen Fakultät Münster. Hier legen sich gut vorbereitete Schauspieler in die Betten, mimen überzeugend den Herz- oder Lungenkranken und sind sich der vollen Aufmerksamkeit der Behandler sicher.
Ärzte sind es nicht, die im weißen Kittel am Krankenbett stehen, Ärzte wollen die jungen Frauen und Männer erst noch werden.
Damit die Medizinstudierenden schon während der Ausbildung ein realistisches Gefühl für den Umgang mit Patienten erhalten, hat die Universität Münster ein Krankenhaus ausschließlich zu Übungszwecken eingerichtet.
"Völlig lebensecht und trotzdem gefahrlos üben Studenten hier die alltägliche Konfrontation mit den Patienten, und das bereits in einer frühen Phase ihre Studiums", lobte der Wirtschaftswissenschaftler Professor Rudolf Hickel den "Verkehrsübungsplatz für den Medizinführerschein".
Auch ein Pilot lernt zuerst im Simulator.
In anderen Berufen werde in der Ausbildung bereits mit Simulationen als die beste Vorbereitung auf die Wirklichkeit gearbeitet, sagte er. So hätten Lufthansa-Piloten vor dem ersten realen Flug hunderte Stunden im Flugsimulator geübt. "Jeder wäre erschüttert, wenn das nicht so wäre."
Mit dem europaweit einzigartigen Versuchslabor für die Medizinstudierenden füge die Münsteraner Universität der Medizinerausbildung eine wichtige Dimension hinzu, lobte Hickel. "Der Umgang mit Patienten, ein gelingendes Arzt-Patienten-Gespräch und die Fähigkeit zur Empathie sind zentrale ärztliche Kompetenzen, denen im Lehrplan bislang viel zu wenig Beachtung geschenkt wird."
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