Die Delphi-Studie beschreibt Szenarien für Gesundheitsreformen - nun ist Handeln gefragt

Die Delphi-Studie hat gezeigt, dass alle Akteure im Gesundheitswesen Reformbedarf erkennen. Jetzt gilt es, einen gemeinsamen Weg zu definieren.

Von Dr. Marcel Mangen Veröffentlicht:
Wie sieht das Gesundheitswesen im Jahr 2020 aus? Diese Frage stand im Zentrum bei der Vorstellung der Delphi-Studie Anfang November in Berlin.

Wie sieht das Gesundheitswesen im Jahr 2020 aus? Diese Frage stand im Zentrum bei der Vorstellung der Delphi-Studie Anfang November in Berlin.

© Foto: Janssen-Cilag

Mit der Delphi-Studienreihe möchte Janssen-Cilag als Initiator wichtige Impulse zur gesellschaftlichen Debatte über die Zukunft des Gesundheitswesens geben. Im Mittelpunkt der aktuellen fünften Delphi-Studie stand die Frage, wie ein erfolgreiches Gesundheitswesen im Jahr 2020 aussehen kann. Bei unserem Zukunftskongress in Berlin wurden in einem ersten Schritt die Studienergebnisse vor einem hochrangigen Expertenkreis zur Diskussion gestellt.

Eine wesentliche Erkenntnis aus der Studie ist, dass sich grundsätzlich alle am Gesundheitswesen Beteiligten einig sind, dass durchgreifende Veränderungen im System erforderlich sind, um auch in Zukunft eine finanzierbare, qualitativ hochwertige und allen Patienten zugängliche Versorgung zu ermöglichen. Einigkeit besteht auch dahingehend, dass dabei die Grundprinzipien eines solidarischen Gesundheitssystems erhalten bleiben müssen.

Die Bewertung der alternativen Zukunftsszenarien, die in interaktiven Workshops erfolgte, zeigt aber auch, dass ein gemeinsamer Weg nicht leicht zu finden ist. Ärzte, Krankenhäuser, private und gesetzliche Krankenversicherungen setzen unterschiedliche Schwerpunkte bei der Beurteilung der Szenarien.

Allerdings sehen alle Beteiligten die Chance und die Perspektive, die eine Veränderung des Gesundheitssystems bietet. Es wurde deutlich, dass diese interaktiven Workshops ein sehr gut geeignetes Format sind, um sich mit komplexen Inhalten auseinanderzusetzen. Die Beteiligten haben sich sehr viel stärker geöffnet und gemeinsam nach konstruktiven Lösungsansätzen gesucht, als dies gemeinhin zu erwarten war. Das gleiche Phänomen war auch beim Zukunftskongress zu erleben, bei dem die Ergebnisse interessenübergreifend diskutiert wurden.

Ganz aktuell greifen wir die Fragen und Anregungen auf, die im Rahmen des Zukunftskongresses vorgetragen wurden, und führen sie zu einer Dokumentation zusammen. Wir werden die Bevölkerungsbefragung zur aktuellen Delphi-Studie noch detaillierter analysieren und die gesamten Studienergebnisse publizieren.

Der Startschuss ist erfolgt, doch der Weg ist noch weit. Ein nächster Schritt muss sein, dass alle Beteiligten des Gesundheitswesens Position beziehen und definieren, welche Rolle sie als Gruppe zukünftig einnehmen möchten und wie ihr Weg in eine tragfähige Zukunft aussehen soll. Denn je nach Ausgestaltung der Rahmenbedingungen eröffnen sich neue mögliche Rollen für die Akteure im Gesundheitswesen.

Eine wichtige Aufgabe für das nächste Jahr wird sein, das umfangreiche Szenarienmaterial der Delphi-Studie in Diskussionen und Planspielen in den jeweiligen Interessengruppen im Gesundheitswesen zu vertiefen. Dazu wird Janssen-Cilag geeignete Workshop-Formate zur Verfügung stellen, um in den Diskussionsrunden Vorwärtsstrategien für den Wandel zu entwerfen.

Bereits heute stehen wir im Dialog mit Patienten- sowie Angehörigenorganisationen und diskutieren mit ihnen ihre Präferenzen für das zukünftige Gesundheitssystem.

Der Politik werden wir die Studie in vollem Umfang zur Verfügung stellen und sie einladen, in die Diskussion einzusteigen und Konzepte zu entwickeln, die wählbare Optionen für die Bürger darstellen.

Dabei wird es notwendig sein, auch die Abgrenzung des Leistungsumfangs in die Betrachtung mit einzubeziehen und zu klären, in welchen Händen zukünftig die Gestaltung des Leistungskatalogs liegen soll. Wie viel kann und sollte die Politik an Definitionshoheit abgeben? Welche Rahmenbedingungen sind zu schaffen, um fortschrittliche Veränderungen in einer guten Balance von Wettbewerb und Regulierung gezielt zu fördern?

In einem Jahr wollen wir zusammen mit dem Expertenbeirat Bilanz ziehen und so konkret wie möglich konsensfähige Anregungen für den anzustrebenden Umbau in Richtung 2020 vorlegen.

Dr. Marcel Mangen.

Zur Person

Dr. Marcel Mangen ist Geschäftsführer von Janssen-Cilag. Der Luxemburger studierte Agrarwissenschaften und Wirtschaftswissenschaften (MBA). Er promovierte zum Dr. agr. zum Thema "Kommunikatives Marketing".

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