Deutscher Katastrophenschutz hat Defizite

MÜNCHEN (sto). Die Situation der medizinischen Erstversorgung im Katastrophenfall hat sich in Deutschland in den vergangenen Jahren verschlechtert. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Allianz AG.

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Die Zahl der Notärzte sei in den vergangenen Jahren laufend zurückgegangen, heißt es in der Studie des Versicherungskonzerns, die zusammen mit Experten aus der AZT Risk & Technology GmbH, einem Forschungszentrum der Allianz, erstellt wurde. Das Zentrum beschäftigt sich unter anderem mit der Ursachenforschung von Großschäden. Auch die Aufnahmekapazitäten von Kliniken für Notfälle bei einer Katastrophe sind nach der Studie im Laufe der Jahre erheblich verringert worden.

Die Untersuchungen der Allianz-Forscher haben nach Darstellung von Vorstandsmitglied Thomas Pleines ergeben, dass das Katastrophenrisiko in Deutschland weiter zunimmt. Ein wesentlicher Grund sei die wachsende Abhängigkeit von Infrastrukturen, wie Strom-, Gas- oder Kommunikationsnetzen. Ein weiterer Grund sei die zunehmende Verstädterung und Singularisierung der Bevölkerung verbunden mit einer abnehmenden Fähigkeit zur Selbsthilfe, erklärte Pleines in München. Nur wenige seien auf Katastrophen vorbereitet. In der Regel verlasse man sich auf staatliche oder öffentliche Einrichtungen, Eigenverantwortung sei kaum vorhanden.

Die Stärke des Katastrophenschutzes in Deutschland sei nicht die Prävention sondern die Hilfe nach einer Katastrophe. Zu den Schwächen gehören die föderalistische Organisation und unterschiedliche Verantwortlichkeiten. Dass in diesem Bereich bundesweit etwa 1,8 Millionen eherenamtliche Helfer tätig sind, sei zwar ein großer Vorteil, berge aber auch Risiken, wie das nachlassende Interesse für Feuerwehr, THW, Rotes Kreuz und andere Hilfsorganisationen zeige. Zudem sei der Katastrophenschutz hierzulande stark von Spenden abhängig, erklärte Pleines.

Um die Situation des Katastrophenschutzes in Deutschland zu verbessern, empfiehlt die Allianz-Studie den Ausbau der notärztlichen Versorgung und der Operationskapazitäten. Organisations- und Führungsstrukturen der Einsatzkräfte sollten vereinfacht werden. Dringend notwendig sei auch eine Modernisierung der Technik, so die Studie. Empfohlen wird darüber hinaus die Einführung eines ehrenamtlichen Beauftragten für den Katastrophenschutz auf kommunaler Ebene, um die Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren.

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