"MVZ verschlechtert die Versorgungssituation"

HAMBURG (di). Die Patienten in Hamburg nutzen das MVZ Atriomed seltener als zuvor das Angebot der Vertragsärzte, deren Sitze in das Zentrum verlagert wurden. Das MVZ kommt nur auf 40 Prozent der Patienten, die die niedergelassenen Ärzte versorgt hatten.

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"Jetzt ist es erwiesen: Das MVZ Atriomed verschlechtert die Versorgungssituation in Hamburg", sagte KV-Vize Walter Plassmann. Er stützt sich auf die Abrechnungszahlen des vierten Quartals 2008, das erste volle Abrechnungsquartal des umstrittenen Atriomed. Danach kommt das Zentrum nur auf 40 Prozent der Patientenzahl, die zuvor durch die in das MVZ integrierten Arztsitze an anderen Standorten in der Hansestadt versorgt wurden. Um diese Bezirke trotz der aufgekauften Sitze weiter angemessen versorgen zu können, hatte die KV mehreren Sonderbedarfszulassungen zugestimmt (wir berichteten).

Das Problem: Das Honorar für das MVZ und die Sonderbedarfszulassungen wird aus der Gesamtvergütung bezahlt und muss damit auf mehr Ärzte verteilt werden. Hinzu kommt, dass nicht an jedem Standort, an dem ein Arztsitz aufgekauft wird, eine Nachbesetzung erfolgt. Damit wird die Versorgung an diesem Standort ausgedünnt, während der gut versorgte Bezirk mit dem Atriomed eine zusätzliche Versorgung nicht benötigt. Inzwischen sind dort aber 17 Ärzte beschäftigt. Patienten, deren Arzt in der Peripherie seine Zulassung an das MVZ verkauft, fahren dafür aber nicht in die Innenstadt, sondern belasten die ohnehin stark frequentierten Praxen am alten Standort.

Das Atriomed gibt seine Patientenzahl mit 1500 pro Woche an. Standortmanager Tilmann Halbuer forderte die KV zu "konstruktiven Versorgungsgesprächen" auf. Atriomed-Kooperationspartner Techniker Krankenkasse empfahl der KV, die Bedürfnisse der Versicherten anzuerkennen. TK-Leiterin Angelika Schwabe sieht die Erwartungen der Patienten im Atriomed als erfüllt an. Das Zentrum bietet unter anderem schnelle und abgestimmte Termine, kurze Wartezeiten, Samstags-Sprechstunden und lange Öffnungszeiten.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Was ein Antidot zu Atriomed sein kann

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