Landesregierung will Ärzte an Hessen binden

In Hessen sollen die Arbeitsbedingungen für Ärzte in Praxen und Kliniken verbessert werden. Die Koalition von CDU und FDP will bis Herbst einen Masterplan vorlegen, um Ärzte im Land zu halten.

Von Sabine Schiner Veröffentlicht:
80 hessische Ärzte sind im vergangenen Jahr ins Ausland gegangen.

80 hessische Ärzte sind im vergangenen Jahr ins Ausland gegangen.

© Foto: imago

Im vergangenen Jahr sind 80 hessische Ärzte ins Ausland gezogen. "Die tatsächliche Zahl dürfte höher liegen", heißt es bei der Landesärztekammer. Es gebe viele junge Kollegen, die sich nach dem Studium eine Stelle im Ausland suchten. "Arbeitsverdichtung, überbordende Bürokratie und Zeitmangel bei der Patientenversorgung verleiden immer mehr Ärzten die Freude an der Arbeit", so die Kammer. Pro Woche meldeten sich ein bis zwei Bürgermeister oder Landräte bei der Kammer, weil sich kein Praxisnachfolger findet.

"Das ist ein ernstzunehmendes Problem", sagt Dr. Ralf-Norbert Bartelt, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion. Auch in vielen kleineren Kreiskliniken könnten Stellen nicht besetzt werden. "Wir wollen die Ärzte an Hessen binden", sagt FDP-Fraktionschef Florian Rentsch. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der Landesärztekammer hatte er in der vergangenen Woche bereits seine Pläne vorgestellt: "Möglich sind Investitionsförderungen, Darlehensprogramme und umfassende Kinderbetreuungsangebote sowie eine Famulaturbörse für Medizinstudenten."

Überprüft werden soll auch, ob der Einsatz von Telemedizin in ländlichen Gebieten eine bessere Versorgung bringt. "Wir haben viele Ideen und wir schauen uns auch an, was in anderen Bundesländern gemacht wird", sagt Rentsch. Bei Kliniken wollen CDU und FDP auf einen Trägermix setzen. "Es ist nicht das Ziel, den Anteil der privatisierten Krankenhäuser zu erhöhen", sagt Bartelt. Pläne von privaten Trägern, Medizinische Versorgungszentren einzurichten, lehnt er ab, "wenn dadurch die flächendeckende Versorgung durch niedergelassene Ärzte eingeschränkt wird". Im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung" dementiert Rentsch zudem Berichte der "Frankfurter Rundschau", wonach er die Privatisierung der Rhön-Unikliniken Gießen/Marburg für gescheitert halte. "Ich halte die Privatisierung für grundsätzlich richtig", stellt er klar.

Allerdings müsse nachgearbeitet werden: Dies betreffe nicht nur das Klinikum Gießen/Marburg. "Klagen über schlechte Arbeitsbedingungen, hohe Arbeitsbelastung und Personalmangel landen derzeit von vielen Kliniken in ganz Hessen auf meinem Schreibtisch", so Rentsch.

Die Landesärztekammer will die Entwicklung am Universitätsklinikum Gießen/Marburg kritisch beobachten. Dies gilt auch für die SPD. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Fraktion beschlossen, eine Arbeitsgruppe einzurichten, die sich mit Personalstandards in der Pflege befassen soll. "Es wäre zu begrüßen, wenn die FDP ihren Erkenntnisgewinn in diese Arbeitsgruppe einbringt", sagt Thomas Spies, gesundheitspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion.

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