KBV und Kassen streiten über ambulante Brachytherapie

BERLIN(ami). Die Brachytherapie zur Behandlung von Patienten mit Prostatakarzinom wird den Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) auch weiterhin beschäftigen. Ein Antrag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung auf Zulassung zur ambulanten GKV-Versorgung ist vorerst ausgesetzt.

Veröffentlicht:

Der Ausschuss hat stattdessen beschlossen, dass der zuständige Unterausschuss zunächst prüfen soll, ob Studien vorgenommen werden können, die die Evidenz der Brachytherapie sektorenübergreifend belegen können. Solche Studien sind nach Angaben des Ausschuss-Vorsitzenden Dr. Rainer Hess in den USA gescheitert. Sollten sie sich in Deutschland als machbar erweisen, wird das IQWIG damit beauftragt. "Aus meiner Sicht ist das ein sehr gutes Ergebnis, weil Leistungen nicht ausgeschlossen werden", sagte Hess. Er räumte aber ein, dass der GBA diese Entscheidung auch früher hätte treffen können. "Die Diskussion ist viel zu lang gelaufen", so Hess.

Die KBV zeigte sich enttäuscht von dem Beschluss. Dr. Till Spiro verwies auf die widersprüchliche Versorgungsrealität, die ambulante Brachytherapie bereits heute ermögliche. Die Brachytherapie wird derzeit am Krankenhaus stationär und im Rahmen des Paragrafen 116b SGB V auch ambulant angeboten. Zudem haben einige Krankenkassen Selektivverträge zur ambulanten Brachytherapie geschlossen. Diese Angebote können zunächst fortgeführt werden.

Spiro äußerte zudem "Zweifel, ob wir durch neue Studien Ergebnisse in einem Zeitraum bekommen, der noch vertretbar ist". Die KBV habe aber im Interesse der Patienten ihren Antrag auf Aufnahme in den GKV-Katalog der ambulanten Leistungen ruhend gestellt. Die Patientenvertreter hatten den KBV-Antrag anfangs unterstützt. Sie begrüßen es jedoch, wenn neue Studien die Patientensicherheit erhöhen könnten. Dr. Stefan Etgeton vom Verbraucherzentrale Bundesverband forderte bessere Daten für alle vier Therapieoptionen.

Außer der Brachytherapie sind das die Prostataektomie, Strahlentherapie und der bewusste Behandlungsverzicht. "Wir stecken letztlich für alle vier Therapieoptionen im Nebel", so Etgeton. Georg Baum, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft, kritisierte, dass der Beschluss auch für die stationäre Brachytherapie eine Überprüfung vorsieht.

Lesen Sie dazu auch: Prostatakrebs: Gute Heilungschancen mit Bestrahlung

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen