Kommentar
Sanktionen allein helfen nicht weiter
Die Berliner Schnauze kennt folgendes Sprichwort: "Säufste, stirbste, säufste nich, stirbste ooch, also säufste". Nach diesem Prinzip verfahren offenbar immer mehr Jugendliche und saufen sich erst munter ins Koma und dann in die Klinik. Es ist daher zu begrüßen, wenn Politiker sich in diesen Fällen für härtere Sanktionen einsetzen. Eine davon ist, Jugendlichen, die wiederholt mit Alkoholexzessen auffallen, zu verbieten, den Führerschein zu machen. Damit wäre ein Signal gesetzt, dass nicht alles ohne Folgen bleibt.
Doch das allein reicht nicht. Denn das Prinzip "Säufste nich, stirbste ooch", ist gelebte Kultur von Erwachsenen: Solange Vereine auf Festen mit Schnapsbars Reibach machen, solange vor Fußballspielen Alkoholwerbung über die Mattscheibe flimmert, solange jedes Familienfest beinahe zwingend mit dem Genuss von Alkohol verbunden ist, werden weiter nur wenige Kinder und Jugendliche diesem omnipräsenten Druck standhalten. Immer wieder müssen sich auch Erwachsene dafür rechtfertigen, in geselliger Runde nicht zum Alkohol zu greifen. Wer will sich schon direkt eine neue Familie suchen? Sanktionen sind daher in erster Linie eine Argumentationshilfe für jene, die dem Druck standhalten.
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