Kommentar
Ein harter, aber richtiger Schritt
Der Schock war groß, als in Bremen 2006 das Kind Kevin durch Schläge seines Vaters starb. Seither wurde viel diskutiert und einiges in der Fürsorge gefährdeter Kinder verbessert. Jetzt plant der Senat, die Pflichtobduktion für alle tot aufgefundenen Kinder unter sechs Jahren einzuführen. Es geht um Kinder, die nicht unter Vorerkrankungen litten und keine äußeren Verletzungen zeigen. Der Schritt ist hart, aber er ist richtig.
Zu Recht wendet der Kinderschutzbund ein, dass den traumatisierten Eltern eine weitere Belastung zugemutet wird. Dass die Eltern aber unter Generalverdacht gestellt werden, stimmt nicht. Denn der Schatten des Verdachts bleibt nur dann, wenn die Ungewissheit bleibt, nicht aber, wenn Gewissheit herrscht. Und die Gewissheit, was tatsächlich zum Tode des Kindes geführt hat, dürfte auf lange Sicht die Härte einer Obduktion mindestens ausgleichen.
Allerdings: Die Bremer Regelung wird keinen Täter abschrecken. Denn vermutlich sind Misshandlungen keine planvollen Tötungen. Vielmehr schlagen hier überforderte, unkontrollierte, unter Umständen süchtige Menschen aus dem Affekt heraus zu. Würde die Angst vor Entdeckung sie stoppen? Nein. Eher noch die kontinuierliche Kontrolle und Begleitung durch die Behörden.
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