Gesundheitsthemen im TV: Konfusion auf der Mattscheibe

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:
Helmut Laschet. © ill

Helmut Laschet. © ill

© ill

Werden Privatpatienten in Deutschland besser behandelt als Kassenpatienten? Gibt es heimliche Rationierung in der Kassenmedizin? Haben Ärzte aus Furcht vor Regressen oder Rechtfertigungsdruck die Schere im Kopf?

Zappt man in diesen Tagen durch die abendlichen Fernsehprogramme, dann kann die Antwort nur lauten: Ja, das gibt es alles. Der Wunsch nach klassenloser Medizin ist eine Illusion, weil der Zugang für Patienten nicht nur vom Geldbeutel abhängt, sondern auch von ihrem Wissen und ihrer Durchsetzungsfähigkeit gegen die Gesundheitsbürokratie. Und von dem Glück, einen Arzt zu finden, der ebenso nervenstark - über seine medizinische Kompetenz hinaus - für seine Patienten kämpft. Das ist nicht jedem gegeben.

Besonders eindrucksvoll machte dies am Mittwoch der Themenabend Gesundheit in "Phönix" anschaulich. In zwei Reportagen - "Privat gegen Kasse" und "Landarzt in Not" drangen die Autoren bis zum heiligen Gral des deutschen Kassen-Gesundheitswesens vor: dem Gemeinsamen Bundesausschuss. Und bis zu dem für Laien unerklärlichen Phänomen des Erlaubnis- und Verbotsvorbehalts. Heißt für PET-CT: stationär nicht verboten, daher erlaubt; ambulant nicht erlaubt, darum verboten. Konfusion auf der Mattscheibe.

Spätestens hier, in den bürokratischen Etagen des Gesundheitswesens, beginnt die Verwirrung. Sachgerechte, einfühlsame Darstellungen gelingen am ehesten dort, wo man betroffenen Patienten und ihren Ärzten ausreichend Zeit gibt, ihre Alltagsprobleme darzulegen. Das tat der Landarzt Konrad Schneider Grabenschroer in "Phönix" am Mittwoch ebenso wie einen Tag zuvor die Hamburger Hausärztin Dr. Christiane Zebidi bei "Maischberger".

Für die wirkliche Konfusion hingegen sorgen leider allzu oft die Systemträger: Funktionäre, Politiker und ihre wissenschaftlichen Hilfstruppen. Die Sprache: unverständlich und vom Verbands- und Parteiegoismus verkleistert. Der Inhalt: oft aggressiv auf den Gegner oder Wettbewerber gerichtet. Die Geisteshaltung: häufig strukturkonservativ, besitzstandswahrend. Alle zusammen: Wiederkäuer gestanzter Formeln. Sie sind es, die den Bürger konfus machen und Vertrauen zerstören.

Helmut Laschet ist stellvertretender Chefredakteur der Ärzte Zeitung, Leiter des Haupstadt-Büros Berlin und Leiter des Ressorts Gesundheitspolitik / Gesellschaft.

Schreiben Sie eine E-Mail: helmut.laschet @aerztezeitung.de

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Gesundheitskongress des Westens

KBV-Chef Gassen fordert: Vergütungsreform muss die Patienten einbeziehen

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“

Neuer Hoffnungsträger

Homotaurin-Prodrug bremst Alzheimer

Lesetipps
Experten fordern von Bund und Ländern verbindliche Vorgaben für die Kooperation von Rettungsleitstellen (Bild) und ärztlichem Bereitschaftsdienst.

© Heiko Rebsch / dpa / picture alliance

Reform des Rettungsdienstes

Bereitschaftsdienst und Rettungsleitstellen sollen eng aneinanderrücken

Die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung steht in vielen Ländern vor großen Herausforderungen. Ein Arzt aus Israel fordert deshalb mehr Zusammenarbeit.

© Vladislav / stock.adobe.com

Weiterentwicklung der Versorgung

Experte: Bei der Transformation international die Kräfte bündeln!

KBV-Chef Dr. Andreas Gassen forderte am Mittwoch beim Gesundheitskongress des Westens unter anderem, die dringend notwendige Entbudgetierung der niedergelassenen Haus- und Fachärzte müsse von einer „intelligenten“ Gebührenordnung flankiert werden.

© WISO/Schmidt-Dominé

Gesundheitskongress des Westens

KBV-Chef Gassen fordert: Vergütungsreform muss die Patienten einbeziehen