Patienten möchten mehr über verordnete Arzneien wissen

Uni Witten/Herdecke erforscht, welche Infos sich Patienten über Wirkungen und Nebenwirkungen von Arzneimitteln wünschen.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:

WITTEN. Viele Patienten wünschen sich zusätzlich zur Packungsbeilage eine Broschüre mit Informationen über die verordneten Medikamente. Das zeigen die Zwischenergebnisse des Projekts "Patientenpräferenzen bei Informationen über Wirkungen und Nebenwirkungen von Arzneimitteln" des Lehrstuhls für Allgemeinmedizin und Familienmedizin der Universität Witten/Herdecke (UWH). "Ziel der Studie ist es, leicht verständliche, gut lesbare und optisch ansprechende Medikamentenbeilagen zu entwickeln", berichtete Apothekerin Verena Mülders vom Lehrstuhl für Klinische Pharmakologie beim 5. "Tag der Forschung in der Hausarztpraxis" an der UWH. Der Wissenszuwachs bei den Patienten und eine höhere Patientenzufriedenheit könnten im Idealfall zu einer Optimierung der Arzneimitteltherapie führen, sagte sie.

Viele Patienten hätten zusätzlich zum Beipackzettel gerne noch eine Broschüre mit Informationen über das verordnete Medikament. © Tack / Imago

Viele Patienten hätten zusätzlich zum Beipackzettel gerne noch eine Broschüre mit Informationen über das verordnete Medikament. © Tack / Imago

© Tack / Imago

Für das vom Bundesforschungsministerium geförderte Projekt haben die Wissenschaftler 35 Patienten mit Diabetes, Hypertonie oder Hypercholesterinämie zu ihren Wünschen an eine schriftliche Arzneiinformation befragt. "Dabei erhielten wir eine Fülle von Ideen und Anregungen der Patienten", sagte Mülders. Auf Basis der Interviews haben die Forscher verschiedene Patientenbroschüren zum Thema ASS erstellt, die sich in einzelnen Attributen unterschieden, beispielsweise der farblichen Gestaltung, der Nutzung von Symbolen oder den Ausführungen zu Nebenwirkungen. Diese Broschüren haben sie in Witten, Bochum und Dortmund 1000 Bürgern ab 50 Jahren zur Auswahl vorgelegt.

Je nach Alter und Bildungsgrad gab es unterschiedliche Präferenzen. Über alle Teilnehmer zeigte sich folgendes Bild: Die meisten "Tester" wünschten sich farbige Überschriften, eine Zusammenfassung der wichtigsten Inhaltspunkte am Anfang der Beilage und evidenzbasierte, nicht medikamentöse Tipps zur Unterstützung der Therapie. Keine Zustimmung fanden bei der Mehrheit die grafische Darstellung von Nebenwirkungshäufigkeiten durch Smilies und Handlungsanweisungen beim Auftreten von Nebenwirkungen.

Nach der Bewertung der Broschüren sollten die Teilnehmer einen Fragebogen ausfüllen. "84,3 Prozent möchten wissen, warum es wichtig ist, das Medikament einzunehmen", berichtete Dusan Simic vom Institut für Allgemeinmedizin. Viele Patienten wünschen sich auch Informationen über die Wirkweise eines Medikaments und über die Folgen der Nicht-Einnahme. 83,1 Prozent der Probanden finden eine Zusatzbroschüre zur Packungsbeilage wichtig. 16,9 Prozent messen ihr keine große Bedeutung für sich bei. "Das sind überwiegend Menschen mit einem höheren Bildungsgrad", sagte er.

Im nächsten Schritt der Studie werden die Wissenschaftler ab August 420 Patienten mit Diabetes, Hypertonie oder Hypercholesterinämie ab 50 Jahren in Praxen rekrutieren. Sie erhalten zu den jeweiligen Krankheitsbildern Broschüren, die auf Basis der Voruntersuchungen konzipiert werden. Die Patienten werden dann über sechs Monate telefonisch befragt. Dabei geht es darum, ob das Wissen über die Arzneimittel gewachsen ist, ob die Patienten zufriedener sind und wie sie ihre Therapietreue einschätzen, sagte Simic.

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