Sachsen baut ein Netz für alte Patienten

Der demografische Wandel wird auch für Sachsen weit reichende Folgen haben - und das gilt insbesondere bei der medizinischen Versorgung. Um gerüstet zu sein für künftige Herausforderungen, hat das Land ein Konzept zur Geriatrischen Versorgung aufgelegt.

Von Rebecca Beerheide Veröffentlicht:
Solidarität mit alten Menschen ist gefragt. Sachsen setzt auf neue Konzepte.

Solidarität mit alten Menschen ist gefragt. Sachsen setzt auf neue Konzepte.

© INSADCO / imago

DRESDEN. Ältere Bürger medizinisch effizient und gut zu versorgen - darum geht es in einem in Sachsen entwickelten Modell. Kernpunkt des Konzeptes sind geriatrische Versorgungsnetze, die in den Regionen entstehen sollen.

Die bisherigen "Monopolstrukturen" bei der Versorgung älterer Menschen sollen dabei in ein Netz aus Kliniken, Schwerpunktpraxen, Pflege- und Hospizdiensten sowie niedergelassenen Ärzten zusammengefügt werden. Dreh- und Angelpunkt sind dabei die Geriatrischen Zentren, die als Leiteinrichtungen an Kliniken angesiedelt werden sollen.

Dem Hausarzt kommt in dem Konzept des sächsischen Gesundheitsministeriums eine Pilotfunktion zu: In den hausärztlichen Praxen sollen die betreffenden Patienten frühzeitig erkannt werden. "Der Hausarzt hat die weitere Versorgung in der Hand. Das Netz soll Hilfe geben, um den richtigen Zeitpunkt für eine Einweisung in die Fachklinik zu finden", sagt Sabine Vodenitscharov, Vorsitzende des Landesverbandes Geriatrie der "Ärzte Zeitung".

"Das geriatrische Fachwissen des Netzes soll eine Unterstützung sein", sagt die Chefärztin der Geriatrischen Rehabilitationsklinik Radeburg. Beim Hausarzt sollen sämtliche Befunde von Behandlungen zusammengeführt werden. Das sächsische Konzept sieht darüber hinaus auch vor, dass in strukturschwachen Regionen hoch qualifizierte, nichtärztliche Fachkräfte -  wie zum Beispiel eine Gemeindeschwester nach AGnES- Vorbild -  zum Einsatz kommen sollten.

Laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) gab es im zweiten und dritten Quartal 2009 in Sachsen bisher nur eine Genehmigung auf Delegation von ärztlichen Tätigkeiten an qualifizierte Praxisassistentinnen. Außer der hausärztlichen Versorgung legt die Landesregierung in dem Konzept bei der ambulanten Versorgung auch den Fokus auf spezialisierte Geriatrische Schwerpunktpraxen.

Angepasst an die örtlichen bestehenden Versorgungsnetze, sollen so Praxen mit spezieller geriatrischer Ausrichtung etabliert werden. Unterstützt werden diese Schwerpunktpraxen durch die Geriatrische Institutsambulanzen, die auch Hausärzte bei der Betreuung von geriatrischen Patienten unterstützen und - je nach regionaler Versorgungsstruktur -  auch die Schwerpunktpraxen ersetzen können. Damit sollen fließende Übergänge zwischen ambulanter und stationärer Versorgung ermöglicht werden.

Zunächst soll das Konzept in eine Pilotphase gehen, in der drei Zentren aufgebaut werden sollen. Die Ausschreibung dafür hat Sachsens Sozialministerin Christine Clauß (CDU) bereits versprochen, allerdings ist bislang noch nichts geschehen. Es wird erwartet, dass sich vor allem die Geriatrischen Kliniken des Landes - etwa in Chemnitz, Leipzig und Dresden - in der Pilotphase bewerben. Danach sollen dann regionale Netze in jedem Kreis entstehen.

In der Geriatrischen Rehaklinik Radeburg baut Chefärztin Vodenitscharov bereits ein Netz nach dem Konzept der Landesregierung auf. Ein früheres Netz-Projekt in Radeburg, das in den Jahren 2000 bis 2003 einen ähnlichen Ansatz verfolgte, konnte nicht in die Regelversorgung übernommen werden. Das soll sich mit dem neuen Modell ändern. Sachsens Landesregierung will möglichst schnell mit der AOK Plus und dem Ersatzkassenverband ins Gespräch kommen.

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