Der Morbi-RSA braucht Korrekturen

Die Deutschen gehen zu oft zum Arzt. Besonders chronische kranke Patienten sorgen für häufige Arzt-Patienten-Kontakte. Das belegt der Arztreport der Barmer GEK. Eine Forderung der Kasse: Der Morbi-RSA muss nachgeschärft werden.

Von Sunna Gieseke Veröffentlicht:

BERLIN. Deutsche gehen zu oft zum Arzt. Durchschnittlich etwa 18-Mal pro Jahr suchen die deutschen Patienten einen Arzt auf. Diese hohe Anzahl der Arztbesuche geht zum Teil auf sehr behandlungsintensive und häufig vorkommende Krankheiten zurück. Das geht aus dem Barmer GEK-Arztreport hervor, der am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde.

Demnach verursachten etwa 20 Prozent aller Versicherten der Kasse etwa 75 Prozent der Gesamtausgaben. Dialysepflichtig Patienten liegen mit mehr als 202 Arztkontakten an der Spitze der erfassten Krankheiten. "Patienten, die an Hypertonie, Herzinsuffizienz oder Depressionen leiden, beeinflussten die durchschnittlichen Arztkontakte am stärksten", sagte Barmer GEK-Chefin Birgit Fischer.

Nur wegen eines Rezepts kommt es im Schnitt zu 1,4 Arztkontakten. Die hohe Arzt-Patienten-Frequenz bleibt also bestehen. Wichtig sei es deshalb, "mehr Transparenz über das Versorgungsgeschehen zu gewinnen", so Fischer.

Dies sei vor allem unabdingbar, um "die vorhandenen finanziellen Mittel zielgerichtet einzusetzen". Dies trage zu mehr Qualität, Wirtschaftlichkeit und Effizienz des Gesundheitswesens bei.

Nach Auffassung der Kasse zeigten die Ergebnisse der Analyse auch, dass Versorgungsprogramme für chronisch Kranke, integrierte Versorgungsverträge für bestimmte Indikationen und ein professionelles Versorgungsmanagement wichtige Kernelemente der Gesundheitsversorgung seien. "Diese gilt es kontinuierlich - mit Hilfe der Erkenntnisse aus der Versorgungsforschung - auszubauen und zu verbessern", so Fischer.

Derweil forderte die Barmer GEK den morbiditätsbedingten Risikostrukturausgleich "nachzuschärfen". (Morbi-RSA). Insbesondere für multimorbide Versicherte, die gleichzeitig an mehreren Erkrankungen leiden, blieben die Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds hinter den Ausgaben zurück, betonte Barmer GEK-Expertin Claudia Schulte. Krankenkassen erhielten für Versicherte, die an mehreren Erkrankungen leiden, im Durchschnitt zu geringe Zuweisungen.

Der Analyse zufolge betragen die durchschnittlichen Ausgaben für einen Versicherten mit vier Erkrankungen 6400 Euro. Diesen stünden aber nur Zuweisungen von 5950 Euro gegenüber. "Mehrfacherkrankungen werden im morbiditätsbedingten Risikostrukturausgleich nicht angemessen berücksichtigt", kritisierte die Expertin. Diese systembedingte Schieflage müsse beseitigt werden, um eine höhere Verteilungsgerechtigkeit herzustellen.

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