Paartherapie für Universitätsmedizin im hohen Norden

Leistungsstarke Standorte, aber kein Team. Der Wissenschaftsrat zeigt sich nicht völlig überzeugt von der Fusion der Universitätskliniken in Lübeck und Kiel.

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BERLIN (af). Der Rat könne nicht erkennen, dass die Fusion der Universitätskliniken in Lübeck und Kiel eine positive wissenschaftliche Entwicklung unterstützt habe, heißt es in einer Stellungnahme des Rates vom Montag. Im Gegenteil: Würden die beiden getrennt marschieren, hätten Forschung, Lehre und Krankenversorgung an beiden Standorten bessere Chancen.

Das Land Schleswig-Holstein hatte den Wissenschaftsrat im Sommer 2009 gebeten, die Universitätsmedizin im Lande unter die Lupe zu nehmen. 2003 hatte das Land die beiden Universitätskliniken fusioniert. Die Synergie sollte Geld sparen helfen. Die Kliniken schöben einen Investitionsstau von geschätzten 700 Millionen Euro vor sich her, sagte der Vorsitzende des Wissenschaftsrats, Professor Wolfgang Marquardt.

Die Gutachter sehen die Fusion indes kritisch. Sie hatten eine Komplementarität der Standorte empfohlen. Den Sand im Getriebe haben sie im Medizinausschuss ausgemacht, der die beiden Kliniken koordinieren soll. Über einen Minimalkonsens sei die Steuerung der Kliniken bislang nicht hinausgekommen, sagte Marquardt.

Die verordnete Zusammenarbeit verursache Reibungsverluste und eliminiere die Beweglichkeit der handelnden Personen. Es sei daher besser, den Steuerungsausschuss abzuschaffen. Stattdessen sollten akademische Vertreter der Standorte in den Klinikvorstand berufen werden, um dort direkt auf die Umsetzung der Forschungsstrategie in der Krankenversorgung zu achten.

Für sich betrachtet zeichneten sich beide Standorte durch eine starke und wettbewerbsfähige Forschung aus, deren Schwerpunkte in der Neurowissenschaft und der Entzündungsforschung lägen, sagte Marquardt. Für die Qualität der Lehre erhielt der Standort Lübeck eine sehr gute Note. Kiel habe auch im nationalen Vergleich Nachholbedarf, sei aber bei der Zahnmedizin ausgezeichnet, hat der Rat festgestellt.

Die jeweiligen Erfolge erzielten die Kliniken jeweils in überregionalen Verbünden und Kooperationen. Die strategische Abstimmung zwischen den Standorten Lübeck und Kiel spiele dafür eine untergeordnete Rolle. Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) ist mit 2400 stationären Betten, mehr als 240.000 ambulanten und rund 100.000 stationären Patienten das größte Universitätsklinikum im Norden.

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