Allgemeinmedizin rüstet in der Forschung auf

Das wissenschaftliche Fundament der Allgemeinmedizin wird tragfähiger. Die Besonderheit: Hier findet Forschung in Verbindung mit der Praxis statt. Ein Beispiel ist das Institut für Allgemeinmedizin an der Universität Frankfurt.

Raimund SchmidVon Raimund Schmid Veröffentlicht:
Hausärzte werden in die Forschung einbezogen. Das ist das Ziel beispielsweise des Frankfurter Instituts für Allgemeinmedizin.

Hausärzte werden in die Forschung einbezogen. Das ist das Ziel beispielsweise des Frankfurter Instituts für Allgemeinmedizin.

© Klaus Rose

FRANKFURT. Von universitären Einrichtungen der Allgemeinmedizin gehen immer Forschungsaktivitäten aus, die in enger Kooperation mit den Hausärzten stattfinden.

Nur auf diese Weise kann auf Dauer auch in Deutschland die Versorgungsforschung in allgemeinmedizinischen Praxen etabliert werden.

Nach Ansicht von Professor Ferdinand M. Gerlach, Leiter des Instituts für Allgemeinmedizin an der Universität Frankfurt, müssen dazu künftig noch mehr hochwertige Studien in Gang kommen, damit die Allgemeinmedizin als vollwertige wissenschaftliche Disziplin anerkannt wird.

Das Forschungsnetzwerk Allgemeinmedizin Frankfurt (ForN) ist solch ein modellhaftes Beispiel.

Gleichgestellt mit "Akademische Lehrpraxis"

ForN ist kürzlich bei einer Auftaktveranstaltung von 44 Hausärzten und 32 Medizinischen Fachangestellten auf den Weg gebracht worden.

Hausärzte, die sich an einem Projekt erfolgreich beteiligt und gewisse Qualitätskriterien erfüllt haben, können so als "Akademische Forschungspraxis des Instituts für Allgemeinmedizin der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt" akkreditiert werden. Diese Bezeichnung wird von der Medizinischen Fakultät verliehen und ist dann dem Titel "Akademische Lehrpraxis" gleichgestellt.

Die Forschungspraxen, so erläutert Gerlach der "Ärzte Zeitung", sollen bereits bei der Planung der Forschungsvorhaben mit einbezogen werden.

Prof. Johannes Pantel

Allgemeinmedizin rüstet in der Forschung auf

© privat

Seit kurzem gehört Johannes Pantel als weiterer Professor zum Institut für Allgemeinmedizin an der Universität Frankfurt.

Nach dem Studium der Medizin, Psychologie und Philosophie war er als Oberarzt mit den Schwerpunkten Allgemein- und Akutpsychiatrie, Gerontopsychiatrie und Suchtmedizin tätig.

Nach der Habilitation in Iowa und Boston erhielt er die Stiftungsprofessur Gerontopsychiatrie in Frankfurt.

Besonderer Handlungsbedarf bei Multimorbidität

Nur so könne man herausfinden, bei welchen Themen besonderer Handlungsbedarf besteht. Etwa beim Thema Multimorbidität, bei dem das Frankfurter Institut schon länger aktiv ist. Erste konkrete Ergebnisse sind im nächsten Jahr zu erwarten.

2012 will die Medizinische Fakultät begleitend dazu über eine Gastprofessur ein Symposium, ein Bürgerforum, einen parlamentarischen Abend und Vorlesungen für Studierende zur Multimorbidität anbieten.

Auch an weitere für Hausärzte besonders relevante Themen sollen in nächster Zukunft in Frankfurt bei diesen Forschungsprojekten die Strippen gezogen werden:

  • Lehre der Medizin des Alterns und des alten Menschen sowie der Demenz;
  • Behandlung und Management von Gerinnungshemmern in der hausärztlichen Praxis. Hier soll herausgefunden werden, wie unter Praxisbedingungen Thrombosen und Embolien verhindert werden können;
  • Qualifizierung der onkologischen Versorgung in hausärztlichen Praxen.

Gerade den Krebserkrankungen möchte Gerlach in den nächsten Jahren höchste Priorität einräumen, da sie in der Praxis häufig vorkommen und der Hausarzt bei der Früherkennung, der Nachbehandlung und der Palliativversorgung eine entscheidende Rolle spielt.

Informationen aus der Hausarztpraxis heraus

Das Institut in Frankfurt plant hier ein "Hausarztmodul im Rahmen des epidemiologischen klinischen Krebsregisters", um künftig aus der Hausarztpraxis heraus Informationen herauszuholen, die bisher überhaupt nicht erhoben worden sind.

Dabei handelt es sich um ein länger angelegtes Forschungsvorhaben im Rahmen des deutschen Konsortiums transnationale Krebsforschung, an dem das Institut in Frankfurt als einzige allgemeinmedizinische Fakultät in Deutschland beteiligt ist.

Hier, so Gerlach, "sehen wir deshalb eine große Chance, dieses Feld für unser Fach zu entwickeln."

Ärzte gesucht für PICANT-Studie

PICANT steht für "Primary Care Management for Optimized Arntithrombotic care".

In einem Best Practice-Modell soll die antithrombotische Versorgung von Patienten durch den Allgemeinarzt verbessert werden.

Dazu hat das Institut für Allgemeinmedizin der Uni Fankfurt ein Konzept entwickelt, das jetzt evaluiert werden soll. Nun werden 50 Hausarztpraxen gesucht, die insgesamt 690 Patienten in die Studie einbringen sollen.

siebenhofer@allgemeinmedizin.uni-frankfurt.de

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