Berlins Öffentlicher Gesundheitsdienst fahndet nach Ärzten

Schlechte Bezahlung, bürokratische Einstellungsverfahren: Amtsärzte haben in Berlin ein schlechtes Image.

Angela MisslbeckVon Angela Misslbeck Veröffentlicht:
Berliner Gesundheitssenator Mario Czaja will mehr Ärzte für den Öffentlichen Gesundheitsdienst begeistern.

Berliner Gesundheitssenator Mario Czaja will mehr Ärzte für den Öffentlichen Gesundheitsdienst begeistern.

© Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales

BERLIN. Der Öffentliche Gesundheitsdienst in Berlin leidet an zunehmendem Ärztemangel.

Die Probleme sind vielfältig: schlechte Bezahlung, bürokratische Einstellungsverfahren, politische Hürden, mangelnde Ausbildung und ein verbesserungsbedürftiges Image.

Der Verband der Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes Brandenburg-Berlin (ÖGD-Verband) sucht nach Lösungen.

"Immerhin spüren wir jetzt politischen Rückenwind", sagte die Berliner Verbandsvorsitzende Dr. Claudia Kaufhold im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung". Der Verband hat bei der neuen Gesundheitsstaatssekretärin "ein sehr offenes Ohr gefunden", wie Kaufhold sagt.

Angekündigte Verbesserungen lassen auf sich warten

Nun steht ein gemeinsames Gespräch mit dem Finanzstaatssekretär bevor. "Das ist ein großer Hoffnungsschimmer", sagt Kaufhold.

Sie ist überzeugt: "Eine bessere Stellenausstattung der Gesundheitsämter der Bezirke kann nur gelingen, wenn die Bezirke dafür ein eigenes Budget bekommen, ohne dass ihnen an anderer Stelle etwas abgezogen wird."

Berlins Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) hat zum Amtsantritt vor vier Monaten angekündigt, dass mehr Ärzte für den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) in Berlin tätig werden sollen.

Im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung" sprach er sich auch für eine bessere Vergütung der Amtsärzte aus. Solange der Landeshaushalt für Berlin nicht beschlossen ist, lassen die angekündigten Verbesserungen jedoch auf sich warten.

Dabei haben die Gesundheitsämter wachsende Schwierigkeiten, Stellen zu besetzen, selbst wenn sie neue Mitarbeiter von außen einstellen dürfen und nicht auf den internen Stellenpool angewiesen sind. "Wir hatten früher mehr Bewerber", sagt Dr. Claudia Wein, frauen- und tarifpolitische Sprecherin des ÖGD-Verbands für Berlin.

So sucht zum Beispiel das Lichtenberger Gesundheitsamt seit drei Jahren vergeblich nach zwei Kinderärzten, und das Gesundheitsamt von Charlottenburg-Wilmersdorf hat zuletzt nicht eine einzige Bewerbung auf eine Kinderarztstelle erhalten. Wein und Kaufhold sprechen bereits von einem Ärztemangel im Gesundheitsdienst.

Knackpunkt Verdienst

Ein Problem ist die Bezahlung. "In den Kliniken sind Ärzte sehr viel besser bezahlt", so Wein. Sie würden rund 1000 Euro mehr verdienen als im Öffentlichen Gesundheitsdienst. Auch das Stellenbesetzungsverfahren schafft Probleme.

Mitunter dauert es ein halbes Jahr und länger, bis eine bewilligte neue Stelle ausgeschrieben und besetzt wird, mindestens aber drei Monate.

"Auch interessierte Bewerber springen ab, weil das Gehalt zu niedrig oder das Verfahren zu lang ist", sagt Kaufhold. Manchmal finden sich aber auch keine geeigneten Bewerber, weil es in Berlin kein Fortbildungsangebot für Amtsärzte gibt.

Jetzt besteht die Aussicht, dass die Berlin School of Public Health ab Herbst einen Amtsarztlehrgang anbietet, für den der ÖGD-Verband das Curriculum mitentwickelt hat. Schließlich will der Verband auch am Image der Ärzte im ÖGD arbeiten.

"Nur weil wir weniger verdienen, sind wir nicht schlechter", sagt Wein. Sie und ihre Kollegin Kaufhold finden die Arbeit des ÖGD interessant und wichtig. "Wir sorgen für die sozial Schwächsten", sagt Wein.

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