Hausärztemangel war einmal - andere Engpässe drohen

Thüringens Kammer-Präsident Wesser: Fokus bei Förderung der Weiterbildung liegt zu stark bei Hausärzten. Dabei stellt er auch infrage, ob alle Hausarztstellen wieder besetzt werden müssen.

Von Robert Büssow Veröffentlicht:

WEIMAR. Der Ärztemangel in Thüringen wird sich nach Einschätzung der Landesärztekammer in den kommenden vier bis fünf Jahren wieder entspannen.

"Die Maßnahmen für die Förderung einer besseren Versorgung mit Hausärzten greifen langsam", sagte Kammerpräsident Mathias Wesser in Weimar anlässlich der Thüringer Ärztewoche.

An der größten Fortbildungsveranstaltung für Mediziner und Pflegekräfte im Freistaat, die in diesem Jahr zum 20. Mal stattfand, wurden rund 1000 Teilnehmer erwartet. Etwa 234 Hausarztpraxen sind aktuell in Thüringen unbesetzt. Bei den Fachärzten ist die Situation mit 25 offenen Zulassungen entspannter.

"Auch dort zeichnen sich jedoch in einigen Fachbereichen bereits Engpässe ab", warnte Wesser. Bei der Förderung der Weiterbildung habe der Fokus in den letzten Jahren zu stark auf den Hausärzten gelegen.

Etwa 70 Studenten für Allgemeinmedizin werden der Kammer zufolge in spätestens fünf Jahren ihre Weiterbildung abschließen. Außerdem sei fraglich, so Wesser, "ob alle 234 Hausarztstellen unbedingt besetzt werden müssen."

Mehr Effektivität durch neue Versorgungsformen

Zum einen sei bei dieser Zahl ein Versorgungsgrad von 110 Prozent zugrunde gelegt. Zum anderen könnten mit Gemeinschaftspraxen und neuen Versorgungsformen eine größere Effektivität erreicht werden.

Die Forderung nach einer Erhöhung der Studentenzahl in Jena sei vom Kultusministerium aus Kostengründen abgelehnt worden. Weniger dramatisch ist die Lage in den 42 Kliniken Thüringens.

Nach Angaben der Landeskrankenhausgesellschaft fehlen derzeit 70 Mediziner - bei insgesamt 4000 Krankenhausärzten. Kompensiert werden konnte der steigende Personalbedarf allerdings nur durch ausländische Ärzte.

In den vergangenen zehn Jahren hat sich ihre Zahl in Thüringen auf 839 versiebenfacht. Der Großteil stammt aus Osteuropa und arbeitet an einer Klinik.

"Auch wir haben unsere Probleme mit der Sprachbarriere", meinte Wesser. Die meisten Kollegen seien jedoch gut integriert. Er erwartet, dass sich der Anteil in den nächsten Jahren auf einem hohen Niveau einpegeln wird.

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