Hälfte der Kliniken wirtschaftet defizitär

Finanziell ist es um Deutschlands Krankenhäuser offenbar schlimmer bestellt als angenommen. Auch Privatkliniken machen dabei keine Ausnahme, wie eine Umfrage des Verbands der Krankenhausdirektoren Deutschlands zeigt. Werden die Pläne der Regierung helfen?

Angela MisslbeckVon Angela Misslbeck Veröffentlicht:

POTSDAM. Die wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser in Deutschland ist schlechter als allgemein angenommen. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Verbands der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD).

Der Verband fordert deshalb grundsätzliche Änderungen bei der Krankenhausfinanzierung.

Mehr als 43 Prozent aller befragten Krankenhäuser haben für das Jahr 2011 eine negative Umsatzrentabilität mitgeteilt. Der Wert beschreibt das Verhältnis von Jahresergebnis zu Umsatzerlösen.

Er lag nur bei neun Prozent der Krankenhäuser über der kritischen Marke von vier Prozent, ab der ein Krankenhaus als wirtschaftlich solide eingeordnet wird.

Besonders betroffen sind die kleinen Krankenhäuser mit weniger als 250 Betten. Von ihnen wiesen 56,8 Prozent eine negative Umsatzrentabilität aus.

"Für 2012 wird sich das noch mal verschlechtern", so die Prognose von VKD-Präsident Dr. Josef Düllings bei der Präsentation der Umfrage im Rahmen der VKD-Jahrestagung in Potsdam.

547 Kliniken befragt

Der Umfrage liegen die Antworten aus 547 Allgemeinkrankenhäusern und Universitätsklinika ohne Psychiatrische Krankenhäuser, Fachkrankenhäuser und Rehakliniken zugrunde. Sie ist laut VKD nach Bundesländern repräsentativ verteilt.

Erstaunt zeigte sich Düllings, "dass auch private Kliniken erhebliche Probleme haben, ihre Defizite in den Griff zu bekommen". Elf von 24 privaten Krankenhäusern, die sich an der Umfrage beteiligt haben, wiesen für 2011 eine negative Umsatzrentabilität aus.

Das ist mit einem Anteil von 45,8 Prozent kaum weniger als bei den öffentlichen Häusern mit 49,4 Prozent. Nur unter den frei-gemeinnützigen Kliniken war der Anteil defizitärer Häuser mit 37,4 Prozent geringer.

Weil alle Arten der berücksichtigten Krankenhäuser fast gleichermaßen betroffen sind, zieht VKD-Chef Düllings das Fazit, "dass wir im Grunde ein Systemproblem haben". Ein kurzfristiger, einmaliger Tarifausgleich ist aus seiner Sicht nur ein erster Schritt.

"Da muss noch ein ordentliches Konzept auf den Tisch", sagte Düllings.

VKD will Kollektivhaftung abschaffen

Vor allem fordert der VKD die Abschaffung der Kollektivhaftung der Krankenhäuser auf Landesebene bei Mengenausweitung, wenn stattdessen Mengenüberschreitungen bei einzelnen Häusern zur Abstaffelung der Leistungen führen sollen, wie es die Bundesregierung derzeit im Rahmen eines teilweisen Tarifausgleichs diskutiert.

Doch damit nicht genug: "Was wir für ganz wichtig halten, ist eine Initiative des Bundes zur Verbesserung der Investitionsförderung der Krankenhäuser", so Düllings.

Er verwies darauf, dass die Investitionsquote der Kliniken mit 3,8 Prozent im Jahr 2010 deutlich unter der gewerblichen Investitionsquote von rund 18 Prozent gelegen habe.

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