Psychoonkologie

Nachhaltige Finanzierung dringend gesucht

In der psychischen Betreuung von Krebspatienten hat sich einiges getan: Viele Zentren haben ihr Angebot verbessert, und seit Jahresanfang gilt eine neue S3-Leitlinie. Doch das ändert nichts an einem gravierenden Webfehler.

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Schicksalsschläge geben zu Denken.

Schicksalsschläge geben zu Denken.

© JPC-PROD / fotolia.com

BERLIN. Seit der Veröffentlichung der S3-Leitlinie zur Psychoonkologie Anfang Januar 2014 existieren in Deutschland erstmals evidenzbasierte Standards für die psychoonkologische Betreuung. Das ändert aber nichts an deren wackeliger Finanzierung.

Rund zwei Drittel aller Krebspatienten sind vor allem zu Beginn ihrer Erkrankung psychisch stark belastet. Bei etwa jedem dritten Patienten seien Ängste und Depression so stark ausgeprägt, dass von einer psychischen Begleiterkrankung gesprochen werden müsse, sagte Professor Susanne Singer von der Abteilung für Medizinische Psychologie der Universitätsmedizin Mainz beim Deutschen Krebskongress in Berlin.

Dank zahlreicher Studien der vergangenen Jahre sei mittlerweile klar belegt, dass psychoonkologische Interventionen diese Problematik verringern könnten.

Die Patienten seien weniger depressiv und weniger ängstlich und könnten rascher wieder im Alltag Fuß fassen. "Dies wird auch in unserer neuen S3-Leitlinie ganz klar festgehalten", so Singer.

Doch gut belegt heißt nicht gut finanziert. Der Generalsekretär der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG), Dr. Johannes Bruns, sieht einen erheblichen Bedarf an praktikablen und vor allem langfristigen Finanzierungskonzepten im Bereich der Psychoonkologie.

DKG: Defizite vor allem im ambulanten Bereich

Zwar habe das DKG-Zertifizierungsprogramm das psychoonkologische Angebot an vielen Zentren verbessert. Diese Leistungen seien aber freiwillig und unbezahlt, so Bruns.

Defizite sieht die DKG derzeit vor allem im ambulanten Bereich. Die zwanzig für ambulante Patienten mit psychosozialen Problemen vorgesehenen Krebsberatungsstellen leisten wichtige Arbeit. Sie müssen sich aber weiterhin im Wesentlichen auf eine Spendenfinanzierung aus Mitteln der Deutschen Krebshilfe stützen.

"Für Patienten, die nach Diagnose, Therapie und Rehabilitation in den Alltag zurückkehren, gibt es oft gar keine professionelle Unterstützung", konstatierte die Ehrenvorsitzende der Frauenselbsthilfe nach Krebs, Hilde Schulte.

Damit sich das ändert, appellieren DKG und Deutsche Krebshilfe an die Politik, für nachhaltigere Finanzierungskonzepte im Bereich der Psychoonkologie zu sorgen.

Einen Vorschlag hat die Arbeitsgemeinschaft Psychoonkologie in der DKG kürzlich ausgearbeitet: "Wir wünschen uns zum einen eine geregelte Finanzierung der Krebsberatungsstellen und schlagen zweitens vor, die ambulante spezialfachärztliche Versorgung zu nutzen, um bis zu zwölf psychoonkologische Beratungsgespräche pro Patient antragsfrei anzubieten", so Susanne Singer. (gvg)

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