Kanzlerin beim DKFZ

"Politik muss sich für Wissenschaft interessieren"

Bedingungen exzellent, gute Motivation und vorbildliche Karrierechancen: Zum 50. Geburtstag lobt Kanzlerin Angela Merkel das DKFZ in Heidelberg in höchsten Tönen. Versprechungen gab es freilich keine.

Von Ingeborg Bördlein Veröffentlicht:
Großes Interesse an der Forschung: Kanzlerin Angela Merkel beim Rundgang im Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg.

Großes Interesse an der Forschung: Kanzlerin Angela Merkel beim Rundgang im Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg.

© Uwe Anspach / dpa

HEIDELBERG. Gerne sei sie nach Heidelberg gekommen, um dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen einen Besuch abzustatten, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Mittwoch vor mehr als 1000 Gästen.

Nach einer kurzen Begrüßung und dem obligatorischen Fototermin im Foyer - "Ich glaube jetzt haben wir genug fotografiert" - informierte sich die promovierte Physikerin bei zwei Laborbesuchen über zukunftsweisende Forschungsprojekte.

In der Abteilung "Molekulare Stoffwechselkontrolle" ließ sie sich darüber unterrichten, wie Lebensstil und Fehlernährung zu Stoffwechselentgleisungen und letztlich zu Krebs führen können. In der Abteilung "Stammzellen und Krebs" verfolgte sie, wie mithilfe eines Analysegerätes Tumorstammzellen aus einem Krebszellfundus isoliert werden können.

Anschließend sprach sie - unter Ausschluss der Öffentlichkeit - mit acht jungen Nachwuchsforschern aus dem In- und Ausland über deren Arbeitsmöglichkeiten am DKFZ.

Sie habe sich überzeugen können, so die Kanzlerin in ihrer anschließenden Rede, wie "motiviert und passioniert" hier gearbeitet werde und welche wunderbare Bedingungen die jungen Nachwuchswissenschaftler in dem Forschungsinstitut und auf dem Universitätscampus vorfinden. Sie fühlte sich sichtlich wohl in dem renommierten Spitzenzentrum der Krebsforschung auf dem Heidelberger Unicampus.

Interesse für Wissenschaft in der Politik

Hier werde Forschungsarbeit auf internationalem Spitzenniveau geleistet, stellte Merkel anerkennend fest. Dies sei ein Markenzeichen, welches Bindekräfte für erfahrene und wissenschaftliche Nachwuchskräfte gleichermaßen entwickle.

Die Krebsforschung habe sich dynamisch entwickelt und es sei die Frage, wie viel eine Gesellschaft bereit sei, in diese Ressourcen zu investieren, sagte Merkel in ihrer Rede nach dem Rundgang.

Sie habe sich überzeugen können, dass die Forschungspolitik der Bundesregierung in Kooperation mit den Ländern am Heidelberger Krebsforschungszentrum eine gute Anwendung finde. Die Forschungsanstrengungen fließen "in die richtige Richtung" zusammen.

Was die Politik könne, sei dafür zu sorgen, "dass Sie in Ruhe arbeiten können und Ihnen nicht zu viele Vorschriften zu machen", so Merkel. "Es ist wichtig, dass sich die Politik für die Wissenschaft interessiert, aber nicht in dem Maße, dass sie vorgibt, was die Wissenschaftler zu tun haben."

Mit der Einführung der Exzellenzcluster habe man viel bewegen können. Für die Forschung in diesem Land gäbe es Berechenbarkeit und klare Aussagen für die zukünftige Finanzierung auf Bund- und Länderebene, sagte die Kanzlerin zu.

Neben der Nachwuchsförderung in der Wissenschaft sprach sie sich dezidiert für die Förderungen von Frauen im Wissenschaftsbetrieb aus. Es müsse jungen Familien erleichtert werden, Beruf und Karriere zu vereinen. Auch hier sei das Heidelberger Krebsforschungszentrum vorbildlich, erklärte Merkel.

"Wunderbares Geburtstagsgeschenk"

DKFZ-Vorstand Professor Otmar Wiestler bedankte sich für den Besuch der Bundeskanzlerin zum Jubiläumsauftakt: "Ihr Besuch ist ein wunderbares Geburtstagsgeschenk für uns."

Wiestler bedankte sich zudem für die jahrzehntelange Finanzierung der Forschungsinstitution - der Bund fördert das DKFZ zu 90 Prozent. Das Geld sei gut angelegt, versicherte er.

"Unsere Ergebnisse haben dazu beigetragen, Tausende von Krebserkrankungen zu vermeiden und Krebs in vielen Fällen besser zu behandeln und früher zu entdecken." Ziel müsse es sein, Krebs in ein Leiden umzuwandeln, das über lange Zeiträume kontrolliert werden könne.

Sein Forschungsinstitut mit 3000 Mitarbeitern agiere in der Spitzenforschungsliga, so Wiestler. Dies habe mit der Verleihung des Medizin-Nobelpreises an den Virologen und früheren DKFZ-Chef Professor Harald zur Hausen seinen Ausdruck gefunden.

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