Beispiel Köln

Öffentliche Defibrillatoren werden kaum genutzt

Seit fünf Jahren gibt es in Köln 132 öffentliche Defibrillatoren. Genutzt wurden davon bislang nur wenige, obwohl sie Leben hätten retten können. Experten fordern: Ersthelfer müssen besser ausgebildet werden. Am besten schon in der Schule.

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Defibrillatoren im öffentlichen Raum sind vorhanden, genutzt werden sie aber nur selten.

Defibrillatoren im öffentlichen Raum sind vorhanden, genutzt werden sie aber nur selten.

© Rainer Klawki

KÖLN. In Deutschland müssen viel mehr Menschen, insbesondere Jugendliche, in der Herz-Lungen-Wiederbelebung von Patienten mit Herzkammerflimmern geschult werden.

"Wir müssen flächendeckend erreichen, dass die heranwachsende Generation keine Berührungsängste hat, Menschen mit plötzlichem Herztod zu reanimieren", sagte Professor Stephan Baldus, Direktor des Herzzentrums an der Universitätsklinik Köln.

Die öffentlich verfügbaren Defibrillatoren seien bei der Erstversorgung eine sinnvolle Ergänzung, sagte Baldus beim 1. Nationalen Arbeitstreffen PAD (Public-Access-Defibrillation). "Aber sie können auf keine Weise die Herz-Druck-Massage ersetzen."

Die Erfahrungen in Köln zeigen, dass aber auch die öffentlichen Defibrillatoren noch zu wenig genutzt werden. In der Domstadt hängen seit rund fünf Jahren 132 öffentlich zugängliche Geräte.

200 bis 300 Fälle von plötzlichem Herztod

Von den 200 bis 300 Patienten, die pro Jahr im öffentlichen Raum einen plötzlichen Herztod erleiden, befinden sich 40 Prozent in 200 Meter Umkreis eines Defibrillators. "Davon sind bisher leider nur acht defibrilliert worden", berichtete Baldus.

Das dürfe aber nicht zu einer schlichten Forderung nach einer höheren Zahl von Geräten führen. "Wir müssen noch besser werden im Training von Ersthelfern."

Das bestätigte Professor Bernd Böttiger, Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin der Kölner Uniklinik. "Laienreanimation ist das Wichtigste."

Wiederbelebung als Schulfach?

In Deutschland würden zurzeit weniger als 20 Prozent der Bevölkerung Wiederbelebungsmaßnahmen einleiten. In Norwegen, wo die Ausbildung in den Schulen Pflicht ist, seien es mehr als 60 Prozent. "Man muss so früh wie möglich anfangen", betonte Böttiger.

Hoffnung macht den Ärzten die Tatsache, dass die Kultusministerkonferenz im Sommer regelmäßige Wiederbelebungstrainings in Schulen empfohlen hat.

In Hamburg ist dazu bereits ein Pilotprojekt gelaufen. Schüler wurden in der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf geschult und haben dann ihren Mitschülern Wiederbelebungstechniken beigebracht.

"Wir prüfen jetzt, ob wir das Projekt in die Fläche bringen", sagte Beate Proll vom Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung in Hamburg. (iss)

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