Kritik am Hautkrebsscreening

Dermatologen gehen gegen TV-Sendung vor

In der ARD-Sendung "Kontraste" war vergangene Woche scharfe Kritik am Hautkrebsscreening laut geworden. Der Berufsverband Deutscher Dermatologen geht jetzt auf die Barrikaden: Er will Beschwerde beim Rundfunkrat einlegen.

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BERLIN. Der Berufsverband Deutscher Dermatologen (BVDD) will beim Deutschen Rundfunkrat Beschwerde gegen die "Kontraste"-Sendung zum Hautkrebsscreening am 16. April einlegen.

"Die Inhalte des Beitrags zum Hautkrebsscreening werden Thema im deutschen Rundfunkrat sein", sagte Verbandssprecher Dr. Ralph von Kiedrowski am Montag der "Ärzte Zeitung". Auch Krankenkassen und weitere vom RBB interviewte Personen würden sich aller Voraussicht nach der Beschwerde anschließen, sagte Kiedrowski.

Ergebnis: "katastrophal"

Die Autorin des Beitrags, Ursel Sieber, hatte den Nutzen des Hautkrebsscreenings in Zweifel gezogen. Sie bezog sich auf einen Bericht des "BQS Institut für Qualität und Patientensicherheit", der seit rund einem Jahr beim Gemeinsamen Bundesausschuss vorliegt und dort seither offenbar kontrovers beraten wird.

"Kontraste" interpretiert das Ergebnis als "katastrophal". 200 Millionen Euro gäben die Kassen im Jahr für die Vorsorgeuntersuchungen aus, von denen allerdings vor allem die Ärzte profitierten.

An den Folgen maligner Melanome würden heute genausoviele Menschen wie vor Einführung des Screenings sterben, wird ein Professor aus Zürich zitiert.

Kiedrowski zweifelt, ob sich aus dem bislang unveröffentlichten Bericht solche Rückschlüsse überhaupt ziehen lassen können. Der Bericht könne lediglich Daten zur Prozessgenauigkeit liefern.

Die Sterblichkeit sei tatsächlich so hoch wie 2007, allerdings verdoppele sich die Erkrankungsrate bei Hautkrebs alle zehn Jahre. Eine gleichbleibende Sterblichkeit bei einer erhöhten Inzidenz sei kein negatives Signal für ein Hautkrebsrisiko.

"In dem Beitrag wurden alle Argumente für das Screening weggelassen", klagte Kiedrowski. Dazu zählten auch Aussagen des Leiters des Krebsregisters Schleswig-Holstein, Professor Alexander Katalinic, und zahlreiche Stellungnahmen von gesetzlichen Krankenkassen. (af)

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