G7-Gipfel in Elmau

Hausarzt koordiniert Einsatz der Hilfskräfte

Ab Sonntag steigt der G7-Gipfel auf Schloss Elmau - und Tausende Politiker, Journalisten und Demonstranten werden erwartet. Mittendrin Dr. Florian Meier: Der Hausarzt aus Miesbach leitet den Einsatz der rund 1500 Hilfskräfte.

Von Jürgen Stoschek Veröffentlicht:
Das Schloss Elmau in Bayern: Hier findet ab dem Wochenende der G7-Gipfel statt. Einsatzkräfte stehen bereit.

Das Schloss Elmau in Bayern: Hier findet ab dem Wochenende der G7-Gipfel statt. Einsatzkräfte stehen bereit.

© Luftbild Bertram / dpa

MÜNCHEN. Der G7-Gipfel der sieben führenden Industrienationen der Welt am 7. und 8. Juni auf Schloss Elmau ist für die bayerischen Hilfsorganisationen einer der größten Einsätze in der Geschichte.

Koordiniert und geleitet werden die mehr als 1500 Helfer von dem Facharzt für Innere und Allgemeinmedizin Dr. Florian Meier aus Miesbach.

"Wir sind auf alles vorbereitet", sagt Meier, der in den Tagen vor dem politischen Großereignis in seiner Praxis erreichbar ist. Grundsätzlich handele es sich um einen Einsatz wie bei jeder anderen Großveranstaltung auch, bei denen Hilfskräfte im Hintergrund für den Fall der Fälle bereit stehen, erläutert der Hausarzt.

Doch diesmal ist die Lage etwas anders: Denn neben den Staats- und Regierungschefs mit ihren Delegationen werden im Raum Garmisch-Partenkirchen auch mehrere tausende Vertreter der Medien sowie Demonstranten erwartet.

"Natürlich gab es im Vorfeld eine Risikoanalyse und anhand des Maurer-Algorithmus haben wir errechnet, wie viele Hilfskräfte benötigt werden", berichtet Meier.

"Das mögliche Einsatzspektrum reicht vom Kreislaufkollaps über Frakturen bis hin zu Verletzungen, mit denen bei Ausschreitungen zu rechnen ist". Auch auf Großschadensereignisse sei man vorbereitet.

"Anforderungsspektrum diesmal natürlich anders"

Dr. Florian Meier

Hausarzt koordiniert Einsatz der Hilfskräfte

© Privat

Facharzt für Innere und Allgemeinmedizin, Zusatzbezeichnung Notfallmedizin.

Seit 2008 niedergelassener Hausarzt in einer Einzelpraxis in Miesbach (Oberbayern).

Weitere Ämter: Stellvertretender Landesarzt des BRK; Leitender Notarzt im Landkreis Miesbach; Kreisfeuerwehrarzt im Landkreis Miesbach.

Alter: 40 Jahre.

Was die Zahl der Hilfskräfte angeht, sei der Einsatz der Hilfsorganisationen beim G7-Gipfel noch am ehesten mit dem Hochwassereinsatz 2013 an der Donau zwischen Regensburg und Passau zu vergleichen, so Meiner. "Das Anforderungsspektrum ist diesmal natürlich anders."

Damals habe sich aber gezeigt, "dass wir die Ressourcen und die Möglichkeiten haben. Wir sind auch diesmal gut aufgestellt", sagt Meier.

Wie groß der Einsatz tatsächlich wird, werde sich jedoch erst in den nächsten Tagen zeigen. Zu den Unwägbarkeiten zählen neben der angekündigten Hitzewelle auch der Verlauf von Demonstrationen mit schätzungsweise 10.000 angemeldeten Teilnehmern.

Aus Furcht vor Ausschreitungen sperren in Garmisch-Partenkirchen bereits die ersten Einzelhändler ihre Läden zu und verbarrikadieren die Schaufenster.

Wie kommt ein Hausarzt aus Miesbach dazu, einen solchen Einsatz zu leiten? Als stellvertretender Landesarzt des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) und Leitender Notarzt im Landkreis Miesbach sei er von Einsatzleitung der Hilfsorganisationen als medizinischer Fachberater angefragt worden, berichtet Meier.

Nach eigenem Bekunden sei er seit 25 Jahren "mit Leib und Seele" mit dabei.

Auch Bergwacht vor Ort

Insgesamt sind rund um den G7-Gipfel mehr als 1500 Hilfskräfte, darunter auch etwa 40 Ärzte, die alle als Notärzte oder Leitende Notärzte qualifiziert sind, im Einsatz.

Neben dem BRK sind der Arbeiter-Samariter-Bund, die Johanniter-Unfall-Hilfe, der Malteser Hilfsdienst, die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft und das Technische Hilfswerk vertreten.

Und natürlich stellt auch die Bergwacht ein eigenes Kontingent.

"Wir sorgen bei dieser Veranstaltung gemeinsam für die Gesundheit aller Teilnehmer, egal ob es sich dabei um Demonstranten, Sicherheitskräfte, Pressevertreter oder unbeteiligte Bürger handelt", erklärte BRK-Landesgeschäftsführer Leonhard Stärk und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Hilfsorganisationen.

"Wir helfen nach dem Maß der Not, nicht nach der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe und vor allem auch unabhängig von politischen Einstellungen", sagte Stärk im Vorfeld des Gipfels.

Verletzte Demonstranten würden ebenso schnell und effizient versorgt wie verletzte Sicherheitskräfte.

Medico International: "G7 gehen nicht an die Wurzeln des Übels"

Im Vorfeld des G7-Treffens in Elmau hat die sozialmedizinische Hilfsorganisation Medico International kritisiert, dass sich die Gesundheitsagenda auf die Behandlung von Symptomen beschränkt und sich nicht mit den Ursachen von globalen Gesundheitskrisen beschäftigt.

Für verfehlt hält Medico-Geschäftsführer Thomas Gebauer den Vorschlag der Bundesregierung, eine Health Emergency Response Work Force, sogenannte Weißhelme, zur schnellen Seuchenbekämpfung einzusetzen.

"Wir sind das Land des Sozialmediziners Rudolf Virchow, der schon zu Beginn des letzten Jahrhunderts wusste, dass Seuchenbekämpfung eine Frage der gesundheitsfördernden Sozialpolitik ist", so Gebauer. Es gehe jetzt darum, Wege zu diskutieren, in den betroffenen Ländern nachhaltige Gesundheitssysteme einzurichten und die Weltgesundheitsorganisation zu stärken, statt Parallelstrukturen für den Notfall aufzubauen. Auch zur Bekämpfung wachsender Antibiotikaresistenzen seien nachhaltige öffentliche Gesundheitssysteme das beste Mittel.

Vor allem aber müssten tiefer liegende ökonomische und gesellschaftliche Strukturen betrachtet werden, die den Ausbruch von Seuchen begünstigten und ihre Bekämpfung erschwerten.

Ein Großteil der Menschen lebe von kleinbäuerlicher Landwirtschaft, deren Lebensbedingungen durch Landgrabbing und Ressourcenausbeutung massiv eingeschränkt werde. Die Wertschöpfung, die durch den Abbau von Bodenschätzen entstehe, verbleibe jedoch nicht zu wesentlichen Teilen im Land.

Die Folgen seien wirtschaftliche Schwächung und Verdrängung der Landbevölkerung in zuvor unbesiedelte Waldgebiete mit einem höheren Risiko an Kontakten zu Überträgern des Ebola-Virus.

In Sierra Leone seien vernachlässigte Gesundheitseinrichtungen zu Infektionszentren umgewidmet worden. Sie seien aber materiell nicht in der Lage gewesen, die Standardregeln einer hygienischen Krankenversorgung einzuhalten. In diesem Land kämen 30.000 Einwohner auf einen Arzt, das entspreche etwa einem Prozent der deutschen Ärztedichte. Die Regierung setze seit Jahren auf kurzfristige Gewinne aus dem Rohstoffhandel, investiere diese jedoch so gut wie gar nicht in das Gesundheitssystem. (HL)

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